Aus Dillingen in die Welt: Die unsichtbare Erfolgsgeschichte von MTC

Die Produkte der Firma MTC aus Dillingen sind kaum bekannt – und dennoch weltweit unverzichtbar. Als Hidden Champion sorgt das Unternehmen dafür, dass sensible Technologien in Airports und Kliniken zuverlässig funktionieren.

Auf Flughäfen rund um den Globus sorgen leitfähige Abschirmfolien von MTC dafür, dass Körperscanner und Metalldetektoren bei der Sicherheitskontrolle präzise prüfen, was wir in unseren Taschen haben oder am Körper tragen. Und Herz-Lungen-Maschinen arbeiten dank wärmeleitender Materialien und elektromagnetischer Abschirmungen von MTC auch dann stabil, wenn Patienten gerade mit dem Handy telefonieren.

Die Produkte der Micro Tech Components GmbH, kurz MTC, aus dem bayerischen Dillingen sind in der ganzen Welt im Einsatz. Dennoch bleiben sie von der Öffentlichkeit weitgehend unbemerkt, denn MTC ist im wahrsten Sinne des Wortes ein Hidden Champion – einer der global führenden Anbieter von Komponenten für elektromagnetische Verträglichkeit (EMV) zur Abschirmung elektromagnetischer Strahlung.

Vom bayerischen Nischenanbieter zum Global Player

Die Geschichte von MTC beginnt 1992 in Dillingen an der Donau. Ursprünglich als kleiner Anbieter von Fahrschulfunksystemen gegründet, konzentrierte sich das Unternehmen schon bald auf den Bereich elektromagnetische Verträglichkeit (EMV) und thermisches Management. Heute beliefert die Firma Großkunden aus Branchen wie der Automobilindustrie, Medizintechnik und der Luft- und Raumfahrt, darunter bekannte Namen wie Bosch, Siemens und Airbus.

Wie Hidden Champions globale Märkte dominieren

Hidden Champions wie MTC sind ein fester Bestandteil der deutschen Wirtschaft und tragen wesentlich zum Erfolg des Industriestandortes Deutschland bei. Der Begriff “Hidden Champion” wurde übrigens vor über 35 Jahren von Hermann Simon geprägt, der als Unternehmensberater und Professor für Betriebswirtschaftslehre an der Universität Mainz maßgeblich an der Analyse des deutschen Mittelstandes beteiligt war. „Diese Unternehmen sind oft in Nischenmärkten tätig, in denen sie durch Innovationskraft und Spezialisierung internationale Märkte dominieren“, so Simon in einem Interview mit der WirtschaftsWoche.

Studien zufolge gibt es in Deutschland rund 1.500 Hidden Champions, die zusammen einen Jahresumsatz von mehr als einer Billion Euro erwirtschaften und Millionen Menschen beschäftigen. Ob Premiumleder für die Automobilindustrie von der Bader in Göppingen, Töpfe und Kaffemaschinen von WMF in Geislingen – oder eben EMV-Komponenten von MTC aus Dillingen. All diesen Firmen ist gemein, dass sie aus der deutschen Provinz kommen und mit ihren Produkten in den vergangenen Jahrzehnten die Weltmärkte erobert haben.

MTC-Chef Kronmüller: „In unserer Nische sind wir ganz vorne dabei“

„Nur mit einem klaren Fokus wird man Weltklasse“, betont Simon. Die Fähigkeit, sich auf eine spezifische Nische zu konzentrieren und dort die besten Lösungen anzubieten, sei laut Simon der Schlüssel zum Erfolg dieser Unternehmen. Gleichzeitig warnt er jedoch vor den Risiken: „Jede Form der Konzentration ist mit Risiken verbunden, zum Beispiel wenn der Markt wegfällt oder eine neue, bessere Technologie die alte ersetzt.“

Für einen Hidden Champion sei es daher notwendig, ständig innovativ zu bleiben und das eigene Geschäftsmodell immer wieder zu hinterfragen, um langfristig erfolgreich zu sein. Diese Herausforderung haben auch die Verantwortlichen bei MTC erkannt. „Wir bewegen uns in einer Nische, aber in diesem Bereich sind wir ganz vorne dabei”, sagt MTC-Geschäftsführer Matthias Kronmüller.

Auch wenn sie selten sichtbar sind, sind MTC-Produkte in vielen alltäglichen Anwendungen unverzichtbar. „Wir beliefern von Dillingen aus ganz Europa und die ganze Welt“, erklärt Kronmüller. An Flughäfen gewährleisten MTC-Komponenten die störungsfreie Funktion von Sicherheitskontrollen und IT-Systemen, und in Supermärkten, Banken und Kliniken tragen sie zum Schutz der Elektronik von Kassensystemen, Geldautomaten und medizinischen Geräten bei. „Unsere Komponenten machen oft den entscheidenden Unterschied für den sicheren und zuverlässigen Betrieb,“ so der MTC-Chef.

Dieser Unterschied macht sich bezahlt: In den vergangenen Jahren hat das Unternehmen seine Kapazitäten kontinuierlich ausgebaut. Seit der Gründung 1992 durchlief MTC mehrere bedeutende Meilensteine, darunter der Bau einer Produktionsstätte in Deutschland 2007 und die Gründung der Schwestergesellschaft EMC Innovation als eigene Produktionsstätte 2005.

Wachstum mit Weitblick: Globale Expansion und strategische Partnerschaften

2010 zog das Unternehmen in neue, größere Räumlichkeiten um, bevor es 2011 als eigenständiges Unternehmen an die britische discoverIE Group verkauft wurde, einen international führenden Anbieter kundenspezifischer industrieller Elektronik. Im Zuge dieser steten Expansion folgten weitere Erweiterungen, darunter die Vergrößerung der Lagerkapazitäten 2017 und schließlich der Umzug in ein neues, energieeffizientes Firmengebäude im Westen von Dillingen im vergangenen Jahr.

Die Expansion zeigt sich auch in mehreren spezialisierten Unternehmen, die inzwischen zur MTC Gruppe gehören, wie die EMC Innovation Co., Ltd. mit Sitz in Incheon, Südkorea, die seit 2005 leitfähige Gewebe- und Aluminiumdichtungen herstellt. Die schwedische Hectronic AB mit Sitz in Ängelholm, die sich auf die Entwicklung von Embedded-Computing-Lösungen und Sensoren spezialisiert hat, gehört ebenso zur Gruppe wie die US-amerikanische Phoenix America Inc., ein Hersteller für hochpräzise magnetische Sensoren und Encoder. Herzstück des Unternehmens bleibt dennoch Dillingen. Von hier aus steuert MTC seine weltweiten Aktivitäten und beliefert Kunden in über 50 Ländern.

Guter Nährboden für Unternehmer: Bayerisch-Schwaben

Überhaupt scheint die Region Bayerisch-Schwaben zwischen Ulm im Westen, Augsburg im Norden und München im Osten ein guter Nährboden für Hidden Champions zu sein. Sei es die Phoenix Contact GmbH, einer der führenden Anbieter von Komponenten für die Wasserstoffinfrastruktur in Deutschland, der Landmaschinenhersteller Deutz-Fahr, der modernste Traktoren und Erntemaschinen für den Weltmarkt entwickelt, oder die Josef Gartner GmbH aus Gundelfingen, die Gebäude wie die Elbphilharmonie in Hamburg oder das Hochhaus The Gherkin in London mit innovativen Glas- und Aluminiumfassaden verkleidet.

Wie eine Gundelfinger Firma Steve Jobs’ Traum verwirklichte

Wie stark die Innovationskraft von Gartner ist, zeigt sich am Apple-Hauptquartier in Cupertino: Gartner war als einziges weltweit Unternehmen der Lage, die anspruchsvollen Vorgaben von Apple-Gründer Steve Jobs und des britischen Stararchitekten Sir Norman Foster zu erfüllen, die auf herkömmliche Klimaanlagen verzichten wollten. Stattdessen sollte die Fassade es ermöglichen, das Gebäude auf natürliche Weise zu kühlen. „Wir wussten, dass wir etwas bauen wollen, das so noch nie da gewesen ist“, sagte Gartner-Geschäftsführer Klaus Lother der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“. „Wir mussten uns selbst hinterfragen und sind dabei weitergekommen.“

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