Die international nicht anerkannten Mikrostaaten sind Stoff für kuriose Geschichten. Doch für eine Steuerflucht sind sie vollkommen ungeeignet. Die meisten Einwohner von Mikrostaaten zahlen Steuern an das Land, dem sie laut Völkerrecht angehören. Die kleinen Scheinstaaten werden nur so lange geduldet, wie sie den Tourismus fördern oder zumindest keinen Ärger machen.
In vielen Teilen der Welt gibt es sogenannte Mikrostaaten. Man nennt sie auch Phantasiestaaten oder Scheinstaaten. Denn sie treten zwar wie souveräne Staaten auf. Doch tatsächlich werden sie von der Gemeinschaft der anderen „echten“ Staaten ignoriert und nicht anerkannt.
Im Gegensatz zu international anerkannten Zwergstaaten wie Andorra, Liechtenstein oder Monaco bilden die Mikrostaaten daher meist keinen Schutz vor dem Finanzamt. Entsprechende Berichte stellen sich bei näherer Prüfung meist als übertrieben heraus.
Beispiel 1: Sealand
Der Mikrostaat Sealand liegt vor der Küste Englands. Er besteht aus einer alten Flugzeugabwehr-Plattform aus dem Zweiten Weltkrieg. Im Jahr 1976 nahmen Roy und Joan Bates die Plattform in Anspruch und gründeten darauf ein unabhängiges Fürstentum. Seitdem kämpft das Pärchen dafür, dass Sealand international als Staat anerkannt wird.
Sealand hat eine eigene Flagge, eine eigene Währung, eigene Briefmarken und stellt eigene Pässe aus. Sein lateinisches Motto lautet: „E Mare Libertas“, zu Deutsch: „Vom Meer kommt die Freiheit.“ Man kann auf Sealand Zimmer mieten. Die deutsche Hip-Hop-Gruppe Fettes Brot dreht auf der Plattform ein Musikvideo.
Auf der Webseite ist die Geschichte des Mikrostaates ausführlich beschrieben. Man kann dort neben T-Shirts, Tassen und Flaggen auch Pässe und Münzen erwerben. Sogar Adelstitel stehen zum Verkauf. Bereits für 29,99 britische Pfund kann man Lord, Lady, Baron oder Baroness werden
Beispiel 2: Hutt River
Im Westen Australiens nur wenige Kilometer vom Meer entfernt befindet sich die Hutt River Province. Bei diesem Mikrostaat handelt es sich um eine Farm, die 75 Quadratkilometer groß ist. Die Einwohner sind Mitglieder und Freunde der Familie Casley und leben vom Getreideanbau und vom Tourismus.
Der Farmer Leonard Casley entschloss sich im Jahr 1970, sein Stück Land zu einem souveränen Staat auszurufen. Denn er fühlte sich von den Behörden ungerecht behandelt. Die wollten ihm den Verkauf seiner landwirtschaftlichen Erzeugnisse verbieten. Casley selbst machte sich dabei nicht nur zum Premier, sondern auch zum Prinzen.
Casley fand eine Gesetzeslücke, die es ihm ermöglichte, seinen Staat zu bewahren. Die Bewohner von Hutt River zahlen tatsächlich keine Steuern an Australien, erhalten aber im Gegenzug auch keine Rente oder andere Sozialleistungen. Dies betrachten sie zu Recht als einen riesigen Erfolg.