• Austritt auch nur eines Landes aus dem Euro hätte massive negative Konsequenzen für alle Mitglieder der Währungsunion
• Rückkehr zur D-Mark würde in den nächsten drei Jahren zu Rückgang des deutschen Bruttoinlandsprodukts um rund 20 Prozent führen
• Rezession innerhalb der Eurozone in keinem Szenario für 2012 abwendbar
Auch nach der Herabstufung von neun Ländern der Eurozone und zuletzt auch des europäischen Rettungsfonds EFSF durch die Ratingagentur Standard & Poor’s glaubt der internationale Kreditversicherer Atradius nicht an einen Zerfall der europäischen Währungsunion. Das ist das Fazit eines heute vorgestellten Konjunkturberichts des Unternehmens zur Zukunft der Eurozone. Durch die umfassende wirtschaftliche und finanzielle Integration des Euroraums hätte der Euro-Austritt auch nur eines Landes massive negative Konsequenzen für alle Mitglieder der Währungsunion. Würde Deutschland zur D-Mark zurückkehren, hätte dies einen rund 20-prozentigen Rückgang des Bruttoinlandsprodukts über die nächsten drei Jahre zur Folge. Atradius hält den Bestand der jetzigen Eurozone daher für den einzig gangbaren, wenn auch ebenfalls steinigen Weg.
„Wir gehen davon aus, dass die politischen Entscheidungsträger die Krise schrittweise unter Kontrolle bekommen“, so Atradius Chefvolkswirt John Lorié. „Die Peripherie-Staaten werden ihre Reform- und Sparanstrengungen verstärken, und die Europäische Zentralbank wird dem Bankensystem weiter die notwendige Liquidität zuführen. Im Ergebnis erwarten wir, dass die Spannungen im Interbankenmarkt langsam nachlassen und sich die Bedingungen auf den Finanzmärkten stabilisieren werden. Nichtsdestotrotz scheint eine, wenn auch milde, Rezession der Eurozone in 2012 nicht abwendbar.“
Um an die Stärke des Euro und der Europäischen Währungsunion wieder anknüpfen zu können, sei die Bekämpfung der grundlegenden Ungleichgewichte zwischen den Mitgliedsländern zwingend notwendig, heißt es in dem Bericht. Dabei müssten vor allem die hohen Staatsschulden sowie die Unterschiede in Wirtschaftskraft und Produktivität reduziert werden. Dies werde insbesondere für die Peripherie-Staaten der EU ein langer und schmerzhafter Prozess.
Der Konjunkturbericht „Sticking together – The future of the eurozone“ spielt die verschiedenen Szenarien jeweils am Beispiel von Griechenland und Deutschland durch und zeigt die Ereignisse seit Gründung der Europäischen Währungsunion auf, die zur aktuellen Situation geführt haben. Die Publikation steht auf www.atradius.de kostenlos zum Download bereit.