Nicht nur junge Brauereien betroffen
Von der Entwicklung sind auch zahlreiche Traditionsbetriebe betroffen: „Unter den Schließungen befinden sich etwa gleich viele Neugründungen wie alteingesessene Familienunternehmen“, erläutert DBB-Präsident Christian Weber. Zugleich seien Neugründungen, die diese Lücken schließen könnten, mittlerweile eine Seltenheit. „Existenzgründern fehlt – wie vielen anderen Wirtschaftsbereichen – die nötige Planungssicherheit.“
In absoluten Zahlen verzeichnet Bayern mit einem Rückgang von 50 Braustätten die größten Verluste. Dennoch bleibt der Freistaat mit aktuell 598 Brauereien unangefochten an der Spitze. Prozentual betrachtet liegt der Rückgang dort mit 8 Prozent über dem bundesweiten Durchschnitt von 6 Prozent. Dahinter folgen Nordrhein-Westfalen mit 24 weniger und Hessen mit einem Minus von 14 Brauereien. Aufgrund der geringeren Gesamtzahl an Brauereien in diesen Regionen fallen die relativen Verluste mit 15 beziehungsweise 16 Prozent jedoch noch deutlicher aus.
Wirtschaftliche Herausforderungen wachsen
Weber nennt eine Vielzahl von Gründen für die negative Entwicklung: „Zunächst kam die Corona-Krise, dann stiegen die Energiepreise drastisch an. Besonders für kleinere Betriebe führte das zu enormen finanziellen Belastungen. Nun kommt zusätzlich die allgemeine Konsumzurückhaltung hinzu. Gegenüber großen Lebensmittelkonzernen können viele Brauereien die Preise, die sie eigentlich bräuchten, kaum durchsetzen. Dies führt für einige zu einer wirtschaftlichen Sackgasse“, erklärt er. „Wenn die Kapitalreserven aufgebraucht sind, bleibt oft nur noch die Schließung als letzter Ausweg. Besonders schmerzhaft ist das für Betriebe, die seit drei, vier oder sogar sieben Generationen existieren.“
Hinzu kommt, dass in den nächsten Jahren erhebliche Investitionen erforderlich sind, um spätestens bis 2045 klimaneutral zu werden. „Wer eine Brauerei von Gas auf Strom umstellt, muss rund 80 Prozent der Anlagen erneuern – und einige der dafür nötigen Technologien gibt es noch nicht einmal“, sagt Weber. „Diese Ungewissheit beeinflusst bereits jetzt die Entscheidung vieler Betriebe über ihre Zukunft. Ob die Strompreise stabil bleiben und wie sie sich entwickeln, könnte sich als Schlüsselfrage für die gesamte deutsche Brauereibranche erweisen.“
Energiepreise als entscheidender Faktor
Die Kosten für Energie sind für Brauereien ein zentraler Faktor. Laut DBB entfallen bei modernen Großbrauereien 10 bis 15 Prozent der Produktionskosten auf Energie. In kleinen und mittelständischen Betrieben liegt dieser Anteil eher bei 20 Prozent, bei sehr traditionellen Brauereien teilweise noch darüber. Vor allem das Brauen selbst, die anschließende Abkühlung sowie die Reinigung der Mehrwegflaschen verursachen hohe Energiekosten.
„Unser dringender Appell an die kommende Regierung: Es braucht bezahlbare Energie und verlässliche Rahmenbedingungen“, fordert Weber. Dies sei aus seiner Sicht auch eine wesentliche Voraussetzung für neue Gründungen. In den vergangenen fünf Jahren gab es dennoch vereinzelt positive Entwicklungen. Fünf Bundesländer verzeichnen leichte Zuwächse bei der Zahl der Brauereien. Besonders in Sachsen gab es mit einem Anstieg um 7 auf 84 Betriebe ein leichtes Wachstum. In Thüringen stieg die Zahl um 4 auf 47.