Mentale Gesundheit am Arbeitsplatz: So stärken Führungskräfte das Wohlbefinden ihrer Mitarbeiter

Psychische Erkrankungen gelten laut dem DAK-Gesundheitsreport 2023 als der dritthäufigste Grund für Krankschreibungen. Umso wichtiger also für Arbeitgeber, sich mit dem Thema mentale Gesundheit am Arbeitsplatz zu beschäftigen.

Mentale Gesundheit spielt sich nicht nur in den eigenen vier Wänden ab

Laut dem DAK Psychreport sind Arbeitnehmer im Jahr 2023 3,2 Tage pro Kopf aufgrund psychischer Erkrankungen ausgefallen. Bei Beschäftigten in Kitas und in der Altenpflege waren die Zahlen sogar besonders hoch: hier hatte jede Person durchschnittlich 5,3 Fehltage, bedingt durch psychische Belastung. Darunter fällt nicht nur das Burnout, sondern auch beispielsweise Depressionen, Essstörungen und Angststörungen.

Damit nicht genug: Die häufigste Ursache für eine Berufsunfähigkeit sind nicht etwa Rückenleiden, sondern psychische Erkrankungen, schreibt der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft. Etwa jede vierte Berufsunfähigkeit geht auf sie zurück.

Der Grund für eine psychische Erkrankung kann im privaten Umfeld liegen, etwa im Rahmen belastender Ereignisse. Aber auch im eigenen Arbeitsumfeld kann es Quellen geben, welche die mentale Gesundheit negativ beeinflussen. Dazu gehört zum Beispiel Mobbing. Konkret wird darunter, laut der Antidiskriminierungsstelle, verstanden, dass „ein Mensch bei der Arbeit (…) psychische Gewalt erlebt, die durch wiederholtes und regelmäßiges – vorwiegend seelisches – Schikanieren, Diskriminieren, Anfeinden, Quälen, Verletzten, Benachteiligen, Beleidigen, Ausgrenzen oder Isolieren zum Ausdruck gebracht wird.“ Das Mobbing kann innerhalb der Mitarbeiter stattfinden aber auch durch den eigenen Chef. Die Folgen können weitreichend sein: Die Antidiskriminierungsstelle nennt unter anderem ein verringertes Selbstwertgefühl, Angst vor der Arbeit und eine erhöhte Suchtgefahr. Aber auch körperliche Beschwerden können auftreten, wie Schlafstörungen oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

Eine weitere Ursache für eine starke psychische Belastung kann das häufige Arbeiten im Homeoffice sein. Besonders bei Arbeitnehmern, die alleine wohnen, kann das Arbeiten von zuhause aus zu starken Einsamkeitsgefühlen führen. Der Kontakt mit dem Chef oder den Kollegen findet nur auf digitalem oder telefonischem Wege statt, sodass der persönliche Austausch häufig auf der Strecke bleibt.

Zudem sind Arbeitnehmer im täglichen Joballtag, ob im Homeoffice oder im Büro, mitunter starkem Stress ausgesetzt. Dieser kann auf Dauer krank machen und auch zu einem Burnout führen. Ob ein hohes Arbeitsvolumen, fordernde Kunden, oder andere Faktoren: Laut dem Deutschen Gewerkschaftsbund stufen sich die Hälfte der Arbeitnehmer als gestresst ein.

Der Prozess der Verschlechterung ist meist schleichend und (anfangs) nur schwer sichtbar: Betroffene können unkonzentriert, gereizt und wenig belastbar wirken. Gleichzeitig gibt es auch Mitarbeiter, welche sich ihr Leiden nicht anmerken lassen und konstante Leistungen auf der Arbeit zeigen. Auf lange Sicht kann starke psychische Belastung zu allerlei Beschwerden führen, wie der Entwicklung einer psychischen Erkrankung, Rücken- und Nackenschmerzen und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Umso wichtiger ist es daher, die mentale Gesundheit der Belegschaft stets im Blick zu haben und Betroffene möglichst schnell und zielgerichtet zu unterstützen.

Arbeitgeber können einen Beitrag zur mentalen Gesundheit ihrer Mitarbeiter leisten

Was also als Arbeitgeber oder Führungskraft tun, um die mentale Gesundheit der eigenen Mitarbeiter zu stärken?

Eine der Hauptsäulen ist eine tolerante und offene Atmosphäre zwischen Führungskraft und Team. Arbeitnehmer sollten das Gefühl haben, dass ihre Führungskraft jederzeit ein offenes Ohr für sie hat und ihnen mit Offenheit und Verständnis begegnet. Nur wenn diese Haltung an das Team vermittelt wird, sind die Beschäftigen meist überhaupt erst bereit, sich ihrer Führungskraft anzuvertrauen.

Es empfiehlt sich außerdem, als Führungskraft regelmäßig proaktiv auf Mitarbeiter zuzugehen und nachzufragen, wie es ihnen geht. Dabei können auch Themen, die in der Vergangenheit besprochen wurden, erneut aufgegriffen werden. Ebenfalls kann sich nach dem Befinden beim Arbeiten im Homeoffice erkundigt werden.

Einige Unternehmen haben bereits erkannt, dass das Thema mentale Gesundheit auch über den Arbeitsplatz hinaus von großer Relevanz ist und bieten deswegen spezielle Angebote zur Förderung der mentalen Gesundheit an. So setzt die Allianz beispielsweise auf Webinare, die den Umgang mit Stress thematisieren, sowie auf Meditationsangebote. Bei dem Energieunternehmen E.ON gibt es Workshops zum Umgang mit belastenden Situationen.

Ist die Teamstimmung oder Stimmung eines Einzelnen aufgrund Mobbings belastet, empfiehlt sich das Hinzuziehen eines externen Mediators. Hierfür gibt es spezielle Coaches und Psychologen, die neutral zwischen den Parteien vermitteln und gemeinsam mit den Betroffenen nach Lösungsmöglichkeiten suchen. Wichtig ist es, auf qualifizierte Coaches zurückzugreifen, die auch wirklich Erfahrung im entsprechenden Bereich nachweisen können. Im Austausch mit dem externen Berater sollte überdies die Ursache für das Mobbing identifiziert werden. Meist liegt dahinter ein ungelöster Konflikt, der möglicherweise einer der Parteien gar nicht bewusst ist.

Grundsätzlich geht mentale Gesundheit uns alle etwas an – ob zuhause oder am Arbeitsplatz. Nur, wem es auch mental gut geht, kann auf lange Sicht gute Leistungen auf der Arbeit erbringen. Arbeitgeber sollten sich dessen bewusst sein und mit speziellen Angeboten und einer offenen Gesprächskultur gezielt auf ihre Mitarbeiter eingehen.

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