Trump 2.0: Deutsche Wirtschaft fürchtet Handelskrieg

Zölle, Handelskrieg, Protektionismus – die Wahl von Trump 2.0 schlägt Wellen der Angst. Denn obwohl die Prognosen auf seinen Wahlsieg deuteten und obwohl er sein Programm von „America first“ sehr klar formulierte, scheint niemand darauf vorbereitet. Eine schwächelnde deutsche Industrie bangt nun um den wichtigsten Exportmarkt, während hierzulande Tausende aus der Autoindustrie entlassen werden. Was führende Vertreter der Wirtschaft und Wissenschaft jetzt zur Lage der Nation sagen, nach dem Wahlsieg Donald Trumps.

dpatopbilder – 13.07.2024, USA, Butler: Der republikanische Präsidentschaftsbewerber und ehemalige Präsident Donald Trump wird bei einer Wahlkampfveranstaltung in Butler, Pennsylvania, von Agenten des US-Geheimdienstes Secret Service umringt. Foto: Evan Vucci/AP/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Während das Ampel-Aus noch nachhallt und sich alle fragen, wie es denn jetzt weitergeht, dreht die Welt sich weiter. Dazu gehört auch der Wahlsieg Trumps, den viele als Signal sehen, jetzt aber endlich mal ranzuklotzen in vielen dringenden Fragen – von europäischer Verteidigung über Reanimationsmaßnahmen für die deutsche Wirtschaft bis hin zu neuen Handelsbeziehungen. Ob und wie das gelingen kann, hängt davon, wie gut die Politik jetzt in die Pötte kommt. Aktuell scheint erstmal alles auf eine klassische Hängepartie bis zu den Neuwahlen im Januar oder März hinzudeuten. Kann Deutschland sich das leisten? Stimmen aus der Wirtschaft und Wissenschaft dazu klingen wenig verheißungsvoll.

Zölle und Protektionismus: Deutsche Industrie vor Herausforderungen

„Flächendeckende Zölle von zehn oder gar 20 Prozent auf alle Importe und von 60 Prozent auf Einfuhren aus China würden nicht nur Deutschland und der EU, sondern auch der US-Wirtschaft massiv schaden“, teilte etwa der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) mit. Die Industrie sieht einen „Epochenwechsel“. „Zu befürchten ist, dass der Ton rauer, der protektionistische Kurs konsequent fortgeführt werden wird“, teilte der BDI weieter mit. Die Branche sieht einen Weckruf für Deutschland und Europa. Sie müssten ihre Wettbewerbsfähigkeit und ihre Verteidigungsfähigkeit schneller weiterentwickeln. Die chemische Industrie hält dabei auch Freihandelsabkommen und Partnerschaften mit anderen Weltregionen für notwendig. Der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) hingegen warb: „Unsere Unternehmen bieten die erforderlichen Produkte an, um die von Donald Trump angestrebte Re-Industrialisierung der USA umzusetzen. Der Gesamtausblick des VDMA auf den amerikanischen Markt bleibt daher positiv.“ Das wirkt wie ein etwas bemühter Optimismus. Generell ist die Stimmung düster.

Exportmarkt USA: Wichtige Partnerbeziehungen auf der Kippe

„Der Rückgang der Industrieproduktion und der Exporte sind in Anbetracht des Sieges von Donald Trump eine Mahnung. Mehr US-Protektionismus heißt für das industrielastige Deutschland nichts Gutes“, prognostiziert der Chefvolkswirt der VP Bank, Thomas Gitzel. Viele Ökonomen rechnen damit, dass Trump im nächsten Jahr zunächst nur selektive, schlagzeilenträchtige Zölle verhängen und weitere Maßnahmen androhen könnte. „Für sich genommen könnte eine solche Eskalation der Handelsspannungen dazu führen, dass wir unsere Wachstumsprognose für 2025 für Deutschland (derzeit 0,5 Prozent) um etwa 0,2 Prozentpunkte und unsere Prognosen für andere europäische Länder um etwa 0,1 Prozentpunkte senken“, teilten die Volkswirte der Berenberg-Bank mit. Würden die USA tatsächlich einen Zoll von zehn Prozent auf alle Importe aus Europa erheben, könnte der Schaden demnach noch größer ausfallen.

Auch der Chefvolkswirt der Commerzbank, Jörg Krämer, erklärte: „Die Zölle verteuern nicht nur deutsche Waren in den USA, sondern dürften auch zu Gegenzöllen der EU führen, was den Außenhandel weiter belasten würde. Wirtschaftsvertreter fordern, den Industriestandort Deutschland rasch zu stärken, zum Beispiel durch den Abbau von Bürokratie.“ Doch der Bruch der Ampel-Koalition macht rasche Entscheidungen unwahrscheinlicher, wie Krämer zusammenfasst: „Deutschland steht vor einem schwierigen Winterhalbjahr, ohne dass es bereits politische Mehrheiten für notwendige Wirtschaftsreformen gäbe.“

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