Nächste Finanzkrise durch Schattenbanken? EZB warnt vor Risiken durch NBFIs


Die Stabilität des europäischen Finanzsystems mag sich laut der EZB verbessert haben. Doch mit der zunehmenden Macht der Schattenbanken am Kapitalmarkt, Stichwort NBFIs, könnte sich bereits die nächste Finanzkrise anbahnen.

In ihrem 184 Seiten umfassenden Bericht zur Finanzstabilität im Euroraum, dem Financial Stability Review, warnte die Europäische Zentralbank (EZB) vor den Risiken durch das rasante Wachstum des Schattenbankensektors. Laut Elizabeth McCaul, Mitglied des EZB-Aufsichtsgremiums, stellt die Expansion privater Fonds außerhalb der regulierten Banken derzeit eine der größten Bedrohungen für die Stabilität in der Eurozone dar. Besonders kritisch sieht McCaul die undurchsichtigen Verbindungen zwischen Schattenbanken und traditionellen Banken, etwa bei Rückkaufvereinbarungen, Kreditlinien und Derivaten.

NBFI’s: Kapitalmarktrisiko außerhalb des Bankensystems

Laut dem EZB-Bericht, der im Mai dieses Jahres erschienen ist, verwalten Schattenbanken weltweit ein Finanzvermögen von etwa 220 Billionen US-Dollar. In der Eurozone belaufe sich das Gesamtvermögen auf rund 44,8 Billionen Euro, was etwa 41 Prozent der gesamten Finanzsektor-Assets ausmache. Diese Summe habe sich in den letzten Jahren stetig erhöht, von etwa 42,7 Billionen Euro Ende 2022, angetrieben durch Bewertungseffekte und eine Zunahme der Aktivitäten im Schattenbankensektor.

Auch nationale Aufsichtsbehörden warnen daher verstärkt vor der wachsenden Macht solcher Non-Bank Financial Intermediaries (NBFIs, Nichtbanken-Finanzintermediäre). So erklärte BaFin-Präsident Marc Branson im Mai in Frankfurt, dass kapitalmarktgetriebene Risiken besonders dann gefährlich seien, wenn sie durch hohe und undurchsichtige Hebelungen verstärkt würden. „Wir dürfen die Kalibrierung unserer Regulierung nicht lockern, denn dadurch bereiten wir den Weg für die nächste Finanzkrise“, betonte Branson. Es sei entscheidend, diese Risiken gezielt zu überwachen und klare sowie proportionale Regeln einzuführen, „die wir als Aufsichtsbehörden in allen EU-Mitgliedsstaaten einheitlich umsetzen können.“

Allerdings ist die Frage der Absicherung dieser Geschäfte weiterhin unbeantwortet. Diese erfolgt häufig über den Bankensektor, der im schlimmsten Fall durch Domino-Effekte in Mitleidenschaft gezogen wird. Entsprechend äußerte Branson die Sorge, dass eine hohe Konzentration von NBFI-Finanzierungen innerhalb bestimmter Banken während finanzieller Stressphasen schwer zu ersetzen sei: „Ein hohes Maß an Konzentration von NBFI-Finanzierungen in einigen Banken, zusammen mit den Präferenzen des NBFI-Sektors für spezifische Finanzierungsinstrumente, könnte die rasche Substitution erschweren, falls es zu Kapitalabflüssen kommt.“

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