Deutschland plant, bis 2030 rund 721 Milliarden Euro in die Energiewende zu investieren. Doch was bedeutet das für die Bürger? Energieerzeugung, Stromnetze, Wasserstoffwirtschaft – all diese Bereiche müssen umfassend modernisiert werden. Und am Ende sind es die Hausbesitzer, die einen Großteil der finanziellen Last tragen.
Langfristige Vorteile oder doch nur kurzfristige Belastungen? Befürworter, wie das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW), versprechen: Ja, auf lange Sicht könnten wir alle profitieren – durch niedrigere Heizkosten und höhere Immobilienwerte. Umweltfreundliche Gebäude könnten sowohl beim Verkauf attraktiver sein als auch durch Energieeinsparungen die anfänglichen Investitionen über die Jahre ausgleichen. Doch für viele stellt sich die Frage: Wer kann sich diese Zukunft überhaupt leisten?
Energiewende als Kostenfalle: Eigentümer in finanzieller Not und eingeschränkter Entscheidungsfreiheit
Besonders für Haushalte mit geringem Einkommen stellt die Energiewende eine immense Herausforderung dar. Die Kosten für energetische Sanierungen sind für viele unerschwinglich, und staatliche Förderungen decken in der Regel nur einen Bruchteil der tatsächlichen Ausgaben. Insbesondere ältere Menschen haben häufig keine Möglichkeit, zusätzliche Kredite aufzunehmen – für sie ist die finanzielle Last schlicht zu groß.
Im schlimmsten Fall führt dies dazu, dass Eigentümer ihre Immobilien gezwungenermaßen unter Marktwert verkaufen müssen. Besonders hart trifft dies diejenigen, die ihre Immobilie als Altersvorsorge eingeplant hatten. Zusätzlich fühlen sich viele in ihrer Entscheidungsfreiheit eingeschränkt, da die neuen Gesetze sie zwingen, ihre Energieversorgung umzustellen – oft gegen ihren Willen.
Zwangssanierungen und Wertverlust: Eine Bedrohung für Eigentümer
Seit Januar 2024 gelten verschärfte Anforderungen: Das novellierte Gebäudeenergiegesetz (GEG) schreibt vor, dass Neubauten mindestens 65-Prozent ihrer Heizenergie aus erneuerbaren Quellen beziehen müssen. Auch für Bestandsgebäude sind Anpassungen Pflicht. Zwar gibt es hier längere Übergangsfristen, doch auch diese Gebäude müssen schrittweise modernisiert werden, sonst drohen Strafen von bis zu 50.000 Euro.
Darüber hinaus verlangt die EU-Gebäudeenergieeffizienzrichtlinie (EPBD), dass Altbauten bis 2033 mindestens die Energieeffizienzklasse „D“ erreichen. Diese Regelung stellt Eigentümer vor enorme finanzielle Herausforderungen. Laut einer Studie des DIW belaufen sich die Sanierungskosten pro Quadratmeter auf 180 bis 360 Euro, abhängig von Größe und Umfang der nötigen Maßnahmen. Zwar gibt es Förderprogramme und zinsgünstige Kredite, aber auch diese müssen vollständig zurückgezahlt werden.
Sinkende Marktattraktivität: Die Folgen der Energiewende
Hinzu kommt, dass energetische Sanierungen nicht in jedem Fall sinnvoll oder wirtschaftlich praktikabel sind. Bei denkmalgeschützten Gebäuden oder in Regionen mit ohnehin niedrigen Immobilienwerten übersteigen die Sanierungskosten oft den möglichen Wertzuwachs.