In den meisten großen Volkswirtschaften sind die Zinssätze inzwischen auf einem restriktiven Niveau angekommen und die Inflation ist rückläufig. Zusätzlich deuten die jüngsten Daten auf eine Verlangsamung des Wachstums hin. Da allerdings die verzögerten Auswirkungen der restriktiveren Geldpolitik noch nicht in vollem Umfang spürbar sind, sind der Zeitpunkt und das Ausmaß einer Rezession noch unklar.
„Die nächste Zinssenkung ist aktuell das wahrscheinlichste Szenario“, meint Colin Dryburgh, Multi-Asset Investment Manager bei Aegon Asset Management. Ein solches Umfeld dürfte Staatsanleihen und Unternehmenskredite begünstigen. Deren aktuelle Renditen, die auf einem 15-Jahres-Hoch liegen, wecken zu Recht das Interesse der Anleger. Die deutliche Preisanpassung des Zinsrisikos bedeutet, dass dies bei Entscheidungen über die Vermögensallokation sowohl auf der Basis der absoluten als auch der risikobereinigten Renditen eine praktikable Möglichkeit darstellt.
Unabhängig davon, auf welchem Markt die Unternehmen tätig sind, wird das kommende Jahr wahrscheinlich eine Reihe von Herausforderungen mit sich bringen, die sich von denen der jüngsten Vergangenheit unterscheiden. Die größte Herausforderung ist die Bewältigung des Preisverfalls, in einigen Fällen sogar der Deflation, vor dem Hintergrund einer schwächeren Nachfrage. Wir gehen davon aus, dass ein Gewinnwachstum nur schwer zu erzielen sein wird und die derzeitigen Erwartungen wahrscheinlich enttäuscht werden. Dies spricht erneut für eine Ausrichtung auf Qualitätsunternehmen und eine Aktienauswahl mit Schwerpunkt auf Bilanzstärke und Rentabilität.
Geografisch gesehen ist die US-Wirtschaft nach wie vor relativ stark und ihre Führungsposition am Aktienmarkt könnte sich ausweiten; die Aktien kleiner und mittlerer Unternehmen haben nachgelassen und die Bewertungen sind attraktiver. Japanische Aktien dürften weiterhin von Unternehmensumstrukturierungen, Aktienrückkäufen und niedrigen inländischen Zinssätzen profitieren, während Kontinentaleuropa durch seinen schlechten Konjunkturverlauf belastet werden dürfte. In Großbritannien scheinen viele Vermögenswerte nach wie vor unbeachtet und unterbewertet zu sein. Zwar gibt es mit der Wahrscheinlichkeit von Zinssenkungen und einem unternehmensfreundlicheren Ton beider politischer Parteien potenzielle Katalysatoren, doch sind diese vielleicht keine schnelle Lösung. Wer Aktien auswählt, wird in diesem breiten Spektrum Nuancen und Chancen finden.
Zinssenkungen werden auch die Devisenmärkte im Jahr 2024 prägen, wobei der US-Dollar der wichtigste Nutznießer sein wird, da andere große Zentralbanken die Zinsen zuerst senken. Dies wird wahrscheinlich einige der bereits in den Industrieländern festgestellten Präferenzen verstärken und einer erneuten Begeisterung für die Schwellenmärkte entgegenwirken.
Vor allem die Kombination aus einem Wendepunkt auf dem Zinsmarkt und der anhaltenden makroökonomischen Unsicherheit wird für die Anleger sowohl Herausforderungen als auch Chancen mit sich bringen, die es zu bewältigen gilt. Die Erträge werden eine wichtige Komponente der Gesamtrendite sein. Eine flexible und wendige Vermögensallokation wird der Schlüssel sein.