Erst der Krieg, dann die Hungersnot? Weizenknappheit könnte Tod für Millionen von Menschen bedeuten

So zynisch es klingen mag: immer mehr spricht dafür, dass die Ukrainerinnen und Ukrainer rein quantitativ nicht die größten Leidtragenden des Krieges sind. Experten befürchten verheerende Hungerkatastrophen, die ganz konkret im Zusammenhang mit der russischen Invasion stehen. Millionen Menschen könnten dabei ums Leben kommen, wie aus einer neuen Handelskontor-Infografik hervorgeht. 

Russland und die Ukraine stehen für 30 Prozent der weltweiten Weizen-Exporte. Eigentlich. Dass die Länder in diesem Jahr nennenswert exportieren, das darf dieser Tage angezweifelt werden.

So berichtet einer der größten Landwirte der Ukraine, dass 85 Prozent seiner gut 2.000 Mitarbeiter nicht mehr in der Lebensmittelproduktion arbeiten. Der Großteil befindet sich im Kampf gegen russische Truppen.

Zu den wichtigsten Abnehmerländern der ukrainischen Weizenexporte zählen Ägypten, Indonesien, Bangladesch, Pakistan, Türkei, Tunesien, Marokko, Jemen und auch der Libanon. In einigen dieser Staaten könnte nun eine Katastrophe drohen.

Beispiel Jemen: wie die Infografik aufzeigt, sind dort aktuell etwa 8 Millionen Kinder von einer Hungersnot bedroht. Weizen gehört zu den wenigen Lebensmitteln, welches die Bevölkerung noch am Leben erhält. Etwa 95 Prozent des Bedarfs wird aus dem Ausland importiert, mehr als ein Drittel davon aus Russland und der Ukraine.  Auch das UN-Welternährungsprogramm bezieht für seine Lebensmittelhilfe in Konflikt- und Krisenländern bis zu 50 Prozent des Getreides aus Russland und der Ukraine.

Gemäß dem Welternährungsprogramm waren vor der russischen Invasion bis zu 285 Millionen Menschen weltweit von einem Hungertod bedroht – im Jahr 2020 waren es unterdessen 135 Millionen. Die Corona-Pandemie führte zu einer drastischen Verschlechterung der Versorgungssituation, der aktuelle Krieg könnte der Brandbeschleuniger sein.

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