Die Zinsen im Euroraum dürften ihren Höhepunkt erreicht haben

Die EZB hat auf ihrer Juli-Sitzung wie erwartet eine Zinserhöhung um 25 Basispunkte vorgenommen, aber die begleitenden Statements waren deutlich ergebnisoffener und dovisher als erwartet. Die bemerkenswerte Änderung im Tonfall im Vergleich zur EZB-Sitzung im Juni trägt den jüngsten schwachen Daten Rechnung. Das BIP-Wachstum im ersten Quartal war durchweg schwach, was auf eine niedrige Nachfrage hindeutet – sowohl im Inland als auch im Ausland. Die Einkaufsmanagerindizes für das zweite Quartal und jener für Juli zeigen eine rasche Abkühlung der Wirtschaft, wobei das verarbeitende Gewerbe bereits schrumpft und auch der Dienstleistungssektor nachlässt. Zwar ist die kurzfristige Dynamik der zugrunde liegenden Inflation nach wie vor hoch, aber eine Wirtschaft kann nicht gegen „Naturgesetze“ ankämpfen, und eine schwächere Wirtschaftstätigkeit wird sich schließlich in einer niedrigeren Inflation niederschlagen. Darüber hinaus deutet die jüngste EZB-Umfrage zur Kreditvergabe der Banken darauf hin, dass die Verschärfung der Kreditkonditionen die Nachfrage weiter beeinflussen wird. Die Märkte werden erleichtert sein, dass das Risiko einer Überstraffung der EZB zurückgegangen ist. Nach dem, was wir heute von Präsidentin Lagarde gehört haben, sieht es so aus, als hätten die Zinsen im Euroraum ihren Höhepunkt erreicht. Dennoch ist in nächster Zeit nicht mit Zinssenkungen zu rechnen, zumindest solange die EZB keine konsequentere und deutlichere Verringerung der kurzfristigen Dynamik der Kerninflation sieht.

 

Schreibe einen Kommentar