Dr. Andreas Billmeier, Europavolkswirt von Western Asset Management, einem spezialisierten Asset Manager von Franklin Templeton, kommentiert die aktuelle EZB-Entscheidung, die Forward Guidance für die Leitzinsen zu ändern:
„Das neue Mitteilungsformat der EZB hat dazu beigetragen, nach der Strategieüberprüfung einige Punkte zu präzisieren. Insgesamt liest sich die neue Mitteilung besser und sie ist klarer strukturiert. Auf einige Punkte möchten wir noch einmal hinweisen:
Erstens stellt die modifizierte Forward Guidance eine klarere Erwartung an den Verlauf der Inflation dar, nicht nur an den Endpunkt. Wir sind der Ansicht, dass sich die Anforderung, dass die Inflation deutlich vor dem Ende des Prognosehorizonts 2 % erreichen muss, bevor die Zinsen angehoben werden, auf das (rollierende) „Jahr zwei“ der Prognose bezieht, sobald die Basiseffekte weggefallen sind. In diesem Zusammenhang könnten wir uns vorstellen, dass die EZB diesen Prognosehorizont irgendwann verlängern wird.
Zweitens: Während das Ankaufstempo des PEPP im neuen Eröffnungsabschnitt erwähnt wird, der auch die überarbeitete Forward Guidance enthält, fanden wir es interessant, dass das PEPP im Abschnitt über die geldpolitischen Instrumente nach dem APP erwähnt wird. Da die EZB viel Wert darauf legt, die Botschaft in der Reihenfolge abnehmender Bedeutung zu formulieren, interpretieren wir dies als eine Abkehr vom PEPP und eine Hinwendung zum APP. In anderen Worten: ein erster Hauch von post-pandemischem Tapering.
Wir sind der Ansicht, dass der Markt dies als eine gemäßigte Prognose lesen wird. Dies liegt vor allem an einer deutlich stärkeren Forward Guidance für die Zeit vor dem Ende des Prognosehorizonts, und wir rechnen damit, dass die Anleihemärkte vor einer möglichen Tapering-Entscheidung im September vorerst gut gestützt werden.“