Gestern telefonierte ich längere Zeit mit dem M&A-Verantwortlichen eines arabischen Staatsfonds, der nach Anlagemöglichkeiten außerhalb der Erdölindustrie bevorzugt in Europa sucht.
In jeder Krise gibt es auch Profiteure
Er konnte seine Freude über die mit der Corona-Epidemie oder -Pandemie einhergehenden Kursstürze an der Börse nicht verhehlen. Er sagte sinngemäß: „Endlich bietet sich uns, nachdem es an den Börsen über ein Jahrzehnt sozusagen nur bergauf ging, die Gelegenheit günstig Unternehmen oder Anteile an ihnen zu erwerben ….und die werden wir nutzen.“
Ähnlich äußerte sich am vergangenen Freitag ein Unternehmer und Großinvestor aus Südeuropa. Er sagte mir euphorisch: „Ich warte noch vier, fünf Wochen, dann kaufe ich all meine Mitbewerber auf …. denn spätestens dann sind die meisten von ihnen nicht mehr liquide.“
Die Schnäppchen-Jäger halten Ausschau nach Beute
Das heißt, die potenziellen Gewinnler der Corona-Epidemie sitzen bzw. lauern bereits in den Startlöchern. Sie beobachten zurzeit sehr genau: Welche Unternehmen mit einem eigentlich hohen Entwicklungspotenzial geraten in eine temporäre Schieflage – zum Beispiel
- weil ihre Lieferketten zusammenbrechen oder
- weil der Cash-Flow versiegt und sie nicht mehr liquide sind oder
- weil ihr Börsenkurs und somit Marktwert radikal sinkt.
Auf solche Momente bzw. Ereignisse warten professionelle (Groß-)Investoren wie alle „Schnäppchen-Jäger“ und dann schlagen sie zu.
Heute schon präventiv aktiv werden
Stellen Sie sich als Unternehmen, das eventuell zum Beispiel in einen Liquiditätsengpass geraten könnte, darauf ein – zum Beispiel, indem Sie
- rechtzeitig mit den potenziellen Kapitalgebern Ihres Vertrauens sprechen und/oder
- präventiv das nötige Cost-Cutting in die Wege leiten
- also nicht erst dann, wenn Ihnen das Wasser schon bis zum Halse steht, denn dann ist es meist bereits zu spät.
Dr. Georg Kraus
Zum Autor: Dr. Georg Kraus ist geschäftsführender Gesellschafter der Unternehmensberatung Dr. Kraus & Partner, Bruchsal (www.kraus-und-partner.de). Er ist unter anderem Lehrbeauftragter an der Universität Karlsruhe, der IAE in Aix-en-provence, der St. Gallener Business-School und der technischen Universität Clausthal.