Die Automatisierung in der Versicherungsbranche schreitet schneller Blau direkt hat die Prozessoptimierung in der Kfz-Sparte vorangebracht, weitere Sparten sollen folgen. Mit dem System werden automatisch Alttarife verglichen und Alternativen angeboten. Auch Nafi und Smart Insurtech sind auf diesem Gebiet aktiv.
Die Blau direkt GmbH & Co. KG treibt die Automatisierung voran. Mittels künstlicher Intelligenz (KI) will der Pool die angeschlossenen Versicherungsmakler im Kerngeschäft entlasten und sie bei den Kunden gleichzeitig präsent machen.
Kunden werden automatisch über Wechselmöglichkeiten informiert
- Oliver Pradetto (Bild: Schmidt-Kasparek)
Auch für die Kfz-Versicherung der Maklerdienstleister nun sein System „Robosave“ gestartet. Automatisch wurden so 220.000 Kunden über ihre Wechselmöglichkeiten informiert. Das System vergleicht automatisch auf Basis der vorhandenen Risikomerkmale des Kunden den Markt. Der Prozess läuft permanent im Bestand, den der Vermittler über Blau direkt eingedeckt hat.
Vorher hatte der Serviceanbieter das System schon für die private Haftpflichtversicherung (PHV) eingeführt. Im PHV-Bereich würden rund 280 Tarife abgeprüft; im Kfz-Bereich wären es rund 90 Tarife. „Dies beinhaltet alle relevanten Maklerversicherer. Direktversicherer, die nicht mit Maklern kooperieren, werden nicht berücksichtigt“, erläutert Geschäftsführer Oliver Pradetto auf Anfrage.
„Das System führt Vergleichsrechner, Makler-Verwaltungsprogramm, Bedingungswerkanalyse, Datensynchronisation und Kunden-Apps in einer Prozessautomation zusammen“, heißt es in der Pressemitteilung des Unternehmens.
MVP-Hersteller mauern
„Robosave kann mit allen Makler-Verwaltungsprogramm-Herstellern betrieben werden, wenn unsere „Middelware“ über Schnittstellen angesprochen wird“, so Pradetto.
Das sei aber derzeit noch nicht der Fall. Grund: Kleineren Herstellern würde oft die Fähigkeit zur Anbindung fehlen und größere Hersteller hätten kein Interesse oder Ressourcenmangel. Daher kann das System aktuell nur mit dem hauseigenen Makler-Verwaltungsprogramm (MVP) „Ameise“ arbeiten. Außerdem könnten Nutzer des MVP-„Codie“ das System aktivieren.
Kfz: Auch Neutarif-Test
Der nun angestoßene Bestandsvergleich in der Kfz-Versicherung mit 220.000 Kunden umfasst laut Blau direkt rund 70 Prozent des Bestandes. Die restlichen Kunden würden im Laufe des Jahres über Wechselmöglichkeiten informiert, weil ihre Hauptfälligkeit auf den 1. Januar falle. Auch für die PHV arbeitet das System das ganze Jahr über.
Rund 120 Tage vor dem Kündigungstermin würden Kunden automatisch informiert, da die Kündigungsfrist für die PHV 90 Tage betrage. „Robosave“ berücksichtigt bei der Kfz-Versicherung auch die Möglichkeit, innerhalb des bestehenden Vertrags Geld zu sparen. Dabei wird der Bestandstarif mit dem Neutarif verglichen.
Ein Tarifwechsel erfolgt aber nicht automatisch, sondern muss vom Kunden angestoßen werden. Wird ein teurerer Tarif ausgewählt, muss der Kunde also „investieren“, kann er mit einem Klick den gesamten Leistungsumfang des Tarifs sehen. „Kunden, die sich zu einem Wechsel entschieden haben, erhöhten in zwei Drittel aller Fälle Preis und Leistung“, heißt es bei Blau direkt.
- Screenshot „Robosave“ (Bild: Blau direkt)
Makler wählt den anzusprechenden Kundenkreis aus
Angaben zur Wechselquote machte der Serviceanbieter nicht. Das System basiert auf einer KI. Sie erstellt, wenn ein günstiger Tarif oder ein Angebot mit besseren Leistungen „gefunden“ wird, eine „interaktive Präsentation“. Dabei „laufen“ beispielsweise durch die App für die PHV verschiedene Tarife, die Preis- und Leistung anzeigen.
In gleicher Weise soll die Darstellung für die Kfz-Versicherung funktionieren. Das System sei darauf ausgelegt, dass es im Namen des Vermittlers vollkommen eigenständig mit dem Kunden interagiert. „Hat der Kunde eine Rückfrage und ruft den Vermittler an, kann er die ‚Robosave‘-Angebote einsehen und den Kunden beraten“, erläutert Pradetto.
Zudem könnten Bestände aufgeteilt werden, so dass das System nur für bestimmte Kunden aktiviert wird.
Laut Blau direkt soll die Hausratversicherung noch vor Jahresende ebenfalls an den Start gehen. Bis Ende des ersten Quartals 2020 folge dann Wohngebäude- und die Unfallversicherung. Rechtsschutz werde im April umgesetzt.
Bestandsvergleich auch bei Nafi
Einen ähnlichen Bestandsvergleich bietet auch der Vergleicher Nafi GmbH, der zur britischen Acturis Ltd gehört. Über den Nafi-Bestandscheck können Vermittler ihre Kunden automatisch anschreiben – wenn sie in der Vergangenheit schon den Vergleichsrechner für ein Angebot genutzt haben. Der Bestandscheck bedarf aber einiger Einstellungen, wie das fast 13-minütige Schulungsvideo zeigt.
Am Ende steht eine automatische E-Mail, mit der etwa alle Bestandskunden angeschrieben werden, deren Police um mehr als 50 Euro günstiger wird. Die alte Prämie wird dem neuen „günstigsten“ Tarif gegenübergestellt. Sondereinstufungen und Schäden können berücksichtigt werden. Was auf der Prämienseite schon gut funktioniert, hat aber leistungsmäßig noch Defizite.
So werden die Leistungen nur „grob“ berücksichtigt, weil die darin enthaltenden Summen – etwa Höchstleistungen – nicht dargestellt werden. Wie erfolgreich der Nafi-Bestandscheck ist, kann das Unternehmen nicht ermitteln, weil es für die lokal beim Makler ausgeführte Anwendungen keine Nutzungsstatistiken gibt.
„Elementare Technologie für die Prozessautomatisierung“
Auch die Smart Insurtech AG arbeitet an Roboadvise für den Versicherungsbereich und bewertet dies als „elementare Technologie für die Prozessautomatisierung“.
Die Tochter der Hypoport AG möchte eine ganzheitliche Plattform-Lösung für die Versicherungswelt aufbauen und hat mit „Smart Gevo“ aktuell einen vollumfänglichen Dokumentenservice entwickelt. Er arbeitet ebenfalls KI-basiert und soll eine automatisierte Verarbeitung und Zuordnung von Dokumenten ermöglichen.