- Aktienkurse weisen Momentum-Muster auf, und das Branchen-Momentum von Aktienrenditen macht einen wesentlichen Teil der gesamten Momentum-Anomalie aus
- Momentum-Crashs treten nach Marktrückgängen und bei hoher Marktvolatilität auf
- Ein systematisches Timing des Branchen-Momentums auf Basis des Chicago Board Options Exchange Volatility Index (VIX) verbessert Momentum-Strategien erheblich und bietet eine wertvolle Alphaquelle
Aktienkurse weisen ein gewisses Momentum auf. Dabei handelt es sich um das Phänomen, dass erfolgreiche Aktien im Durchschnitt weiter überdurchschnittlich abschneiden und die Verlierer dazu tendieren, weiter hinter dem Markt zurückzubleiben. Momentum ist u.a. an den globalen Aktienmärkten, an den Devisenmärkten und bei Rohstoffen dokumentiert. Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, dass das Branchen-Momentum wichtiger ist als das individuelle Momentum von Einzelaktien. Investmentstrategien, die auf das Branchen-Momentum setzen, können daher äußerst profitabel sein.
Anhand einer Untersuchung des MSCI World Index von1990 bis 2018 hat das Automated Intelligence Equity Team von NN Investment Partners (NN IP) den starken Momentum-Effekt in den Branchenrenditen bestätigt: Eine Strategie, die die neun Branchen mit den höchsten (niedrigsten) Renditen der vergangenen zwölf Monate übergewichtet (untergewichtet), erzielte eine jährliche Rendite von 6,1% und eine Information Ratio von 0,46. Eine Branchen-Momentum-Strategie kann aber auch gelegentliche Crashs erleben. Nach der Finanzkrise 2007/2008 litten Momentum-Strategien z.B. unter der hohen Volatilität. Daher sollten Investoren anpassungsfähigere Ansätze in Betracht ziehen.
Tjeerd van Cappelle, Head of Automated Intelligence Equity bei NN Investment Partners: „Momentum-Crashs sind normalerweise aufgetreten, als sich der Markt nach starken Rückgängen erholte. Auf Basis dieser Erkenntnis haben wir ein Rahmenwerk für ein dynamisches Timing des Branchen-Momentums unter Verwendung des Chicago Board Options Exchange Volatility Index (VIX) entwickelt. Er wir auch oft als Angstindikator bezeichnet und misst die implizierte Volatilität von S&P 500 Indexoptionen über die nächsten 30 Tage. Ein Wert von unter 20 wird allgemein als normal angesehen, während ein Wert über 30 ein hohes Maß an Angst unter Anlegern andeutet. Wir haben den Mittelwert von 25 als Schwelle für das Timing des Branchen-Momentums gewählt.“
Kumulative Renditen von statischem und zeitlich abgepasstem Branchen-Momentum
Quelle: NN IP AI Equity, MSCI World Daten von 1990 bis 2018.
Tjeerd van Cappelle: „Die Grafik zeigt die kumulierten Renditen, wenn das Branchen-Momentum mithilfe des VIX zeitlich abgepasst wird. Wenn der gleitende Durchschnitt der letzten 30 Tage einen Wert von 25 übersteigt, bleiben wir neutral gewichtet. Bei einem Wert von unter 25 gewichten wir die neun Branchen mit den höchsten 12-Monats-Renditen über und die neun Branchen mit den niedrigsten 12-Monats-Renditen unter. Wir haben festgestellt, dass der Einsatz dieses Timing-Konzepts die durchschnittlichen jährlichen Renditen der Branchen-Momentum-Strategie von 6,1% auf 7,8% und die Information Ratio von 0,46 auf 0,79 erhöht. Insgesamt glättet die Verwendung des VIX für das Timing des Branchen-Momentums die Wertentwicklung der Strategie und hätte den Momentum-Crash nach der Finanzkrise vermieden.“