Wie beidhändige Unternehmen Komplexität zum Wettbewerbsvorteil machen
Von vielen noch nicht realisiert, muss sich das Managen der Zukunft komplett ändern. Globalisierung, Digitalisierung, Disruption, Diversität und andere: alles Begriffe, die schon zum Schlagwort mutiert sind, bevor sie ihre reale Ausprägung voll entfaltet haben. Doch obwohl man sie fast nicht mehr hören kann, beschreiben sie hochakute Herausforderungen, die Unternehmen nicht nur bewältigen, sondern konstruktiv nutzen müssen, um zukunftsfähig zu sein. Bauchgefühl, Versuch und Irrtum oder Durchwursteln? Alles keine Lösung! Natürlich ist es gut und richtig, den einzelnen Komplexitätstreibern geeignete Methoden entgegenzustellen. Doch um der Komplexität selbst den Zahn zu ziehen, reicht das bei Weitem nicht. Dass Kontrollverlust durch Komplexität insofern als größte unternehmerische Gefahr der kommenden Jahre gilt, bestätigen auch Umfragen unter den Top-Managern namhafter Unternehmen. Klar ist: Die Methoden Bauchgefühl, Trial-and-Error oder Sich-Durchwursteln werden scheitern.
Spannungsfelder statt Zielkonflikte Wer sich etwa als Manager fragt, ob er lieber in Kunden oder in Mitarbeiter investieren, altes Wissen ausschöpfen oder neues Wissen erlangen, kurzfristig oder langfristig planen, auf Dynamik oder Stabilität setzen soll, muss wissen, dass man heute immer beides braucht. Entscheiderinnen und Entscheider sollten sich dem Druck entziehen, zwischen vermeintlich unvereinbaren Gegensätzen wählen zu müssen. Statt sich mit Zielkonflikten zu belasten, sollten sie lieber bewusst in den Spannungsfeldern zwischen solchen Gegensätzen agieren.
Beidhändigkeit. Erfolgreiches Denken und Handeln in Gegensätzen Einseitigkeit in erfolgskritischen Bereichen führt früher oder später ins Verderben. Das positive Gegenstück zu Einseitigkeit ist Beidhändigkeit: das Denken und Handeln in Gegensätzen. Es versetzt uns in die Lage, gegensätzliche Positionen in besseren Lösungen zusammenzuführen. Auch im menschlichen Verhalten hat jeder Wert einen positiven Gegenwert (z. B. Mut zur Konfrontation versus Bemühen um Verstehen). Wer beides kann, ist für Komplexität besser gerüstet.
Die Hauptaufgaben dabei lauten:
• Sorge für ein ganzheitliches Systemverständnis
• Mache dir Vielfalt intelligent zunutze
• Reduziere die (Eigen)Komplexität
• Vermindere Orientierungsdefizite
• Räume Interaktions-Barrieren aus dem Weg
• Baue organisationalen Ballast ab
Wie „Beidhändigkeit geht“, wie also erfolgskritische Paradoxien so gemanagt werden, dass sie Erfolg
statt Niederlagen bringen, soll der Gasteitrag plausibel machen.
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Peter Kinne:
Nach langjähriger Tätigkeit in leitenden Funktionen bei marktführenden Unternehmen
beschäftigt sich Dr. Peter Kinne heute als Forscher, Autor, Dozent und Berater mit der
Entwicklung und dem Einsatz integrativer Modelle und Methoden des strategischen
Managements. Zusammen mit seinen Partnern unterstützt er Organisationen bei
Veränderungen, die sie besser gerüstet sein lassen für die Herausforderungen
unserer Zeit. Komplexität spielt dabei eine zentrale Rolle und damit auch intelligent
genutzte Vielfalt, dem wohl wichtigsten Instrument zur Bewältigung von Komplexität.