NNIP Jahresausblick 2018: Gesucht – Anlagen für ein Umfeld steigender Zinsen

  • Das globale Wachstum erfährt branchen- und regionenübergreifend Unterstützung und wird daher 2018 voraussichtlich auf einem gesunden Niveau stabil bleiben.
  • Unsere Analysen zu den Treibern des Anlegerverhaltens deuten auf ein weiter günstiges Umfeld für eher risikoreichere Anlageklassen hin.
  • Aktien sind für 2018 unsere bevorzugte Anlageklasse, sie profitiert von den soliden Aussichten für die Gesamtwirtschaft und die Unternehmensgewinne sowie von einer positiven Anlegerdynamik.
  • Aus regionaler Sicht sind Aktien aus Japan, den Schwellenländern und der Eurozone interessant, aufgrund der guten wirtschaftlichen Daten und moderat steigender Anleiherenditen bevorzugen wir zyklische Werte.
  • Anleihen stehen auf den ersten Blick angesichts steigender Zinsen und hoher Bewertungen vor Herausforderungen – eine flexible Allokation in Wandelanleihen, Alternative Credit / Private Debt oder Schwellenländeranleihen, also Anlagen mit kürzerer Duration und Wachstumsausrichtung, kann jedoch helfen.

 

Die globalen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen sind so günstig wie seit mindestens zehn Jahren nicht mehr. Seit Ende vergangenen Jahres zeigt das globale Wachstum nach zwei Jahren mit nachlassender Dynamik nach oben. Eine Kombination aus sich beschleunigendem Gewinnwachstum, aufhellendem Geschäftsausblick und steigenden Investitionen hat das globale Wachstum ans obere Ende seiner Bandbreite seit der Finanzkrise getrieben.

 

Valentijn van Nieuwenhuijzen, Chief Investment Officer bei NN Investment Partners: „Die brennende Frage ist natürlich, ob das globale Wachstum seine langjährige Obergrenze von rund 3,5 Prozent im Jahr 2018 durchbrechen wird. Um mit der „schlechten“ Nachricht zu beginnen: unserer Ansicht nach nicht. Ein nachhaltiger Durchbruch würde darauf beruhen, dass die erwähnte Kombination aus Gewinnwachstum, Geschäftsausblick und Investitionen weiter an Stärke gewinnt. Auch wenn das Gewinnwachstum weiter im zweistelligen Bereich liegen dürfte, wird es sich vermutlich abschwächen, da die die zyklische Erholung des Produktivitätswachstums vorerst größtenteils ihren Lauf genommen hat und die Preissetzungsmacht nicht zunehmen wird. Zugleich sollten die Löhne moderat ansteigen, insbesondere in den USA und Japan. Die Abkühlung des Gewinnwachstums geht einher mit einer Stabilisierung des Geschäftsausblicks,

was nahelegt, dass die Investitionsdynamik der Unternehmen robust bleiben sollte, sich wahrscheinlich aber nicht beschleunigen wird.

 

Die gute Nachricht ist, dass das Wachstum vermutlich nicht ins Stocken geraten wird. Das Wachstum steht auf so breiten Füßen wie seit 2008 nicht mehr. Das lässt sich auf Branchenebene beobachten, aber auch auf Länderebene. Das erklärt wahrscheinlich auch, warum sich der Welthandel im letzten Jahr so stark erholt hat und warum die Schwellenländer jetzt auch mit von der Partie sind. Darüber hinaus steigen sowohl die Verbrauchernachfrage als auch die Investitionsaufwendungen stark an, während die Risiken in Bezug auf die Fiskalpolitik eher nachlassen. Das deutet darauf hin, dass das Wachstum auch von der Nachfrageseite Unterstützung erfährt.

 

Während die reale Seite der Wirtschaft voranprescht, bleibt die nominale Seite rätselhaft. Lohn- und Preisinflation sowie das Produktivitätswachstum bleiben verhalten. Diese Säulen werden im Jahr 2018 ausschlaggebende Faktoren sein: Sie müssen wieder aufleben, um das Nominalwachstum nach oben ausbrechen zu lassen – und um den einen weiteren Aufwärtstrend bei wachstumsorientierten Vermögenswerten wie Aktien anzuheizen. Das Rätsel der niedrigen Inflation/niedrigen Produktivität verlangt eine erhöhte Unsicherheitsprämie und ist der Hauptgrund für eine Marktökologie, die hohe absolute Bewertungen (und niedrige erwartete Renditen) in Kombination mit nach wie vor attraktiven relativen Bewertungen aufweist.

 

Die Angst vor überhöhten Bewertungen ist verständlich. Aber seinen Investmentansatz zu stark auf Angst zu basieren, führt zu Chancenverlusten, die möglicherweise das Renditepotenzial schmälern. Unsere Analysen zu den Treibern des Anlegerverhaltens weisen darauf hin, dass wir bei riskanten Anlagen sicherlich noch kein negatives Ter-rain betreten haben. Die Kennzahlen für die Marktstimmung, die Emotionen der Anleger, das Herdenverhalten, die Liquiditätsbedingungen und die Positionierung tragen zu dieser Schlussfolgerung bei. Aber die einfachste Erklärung ist, dass es immer noch keine klaren Anzeichen für übertriebenen Optimismus an den Märkten gibt.“

 

Aktien

Aktien sind die von NN Investment Partners bevorzugte Anlageklasse für 2018. Das fundamentale Umfeld für die Aktienmärkte ist so gut wie seit Jahren nicht mehr, mit starken gesamtwirtschaftlichen Daten und einem zweistelligen Gewinnwachstum in diesem und im nächsten Jahr. Zugleich wird die niedrige Inflation eine schnelle Straffung der Geldpolitik verhindern.

 

Patrick Moonen, Chefstratege Multi Asset bei NN Investment Partners: „Die Bedingungen für Aktien kommen nahe an ein optimales Szenario heran. Neben dem freundlichen fundamentalen Bild hat sich die Marktdynamik in den vergangenen Monaten erheblich verbessert. Das Momentum ist stark und die Allokation in Aktien nimmt zu, ist aber noch nicht überzogen. Die Anleger sind optimistisch, aber noch lange nicht euphorisch, wie Stimmungsindikatoren signalisieren.

 

Können die Aktienmärkte ihren Aufwärtstrend, den sie Anfang 2016 begonnen haben, beibehalten? Viele Markt-beobachter weisen auf die überzogenen Bewertungen hin. Unserer Ansicht nach sind die Bewertungsniveaus je-doch kein Hindernis für weitere Kursanstiege. Die Kurs-Gewinn-Verhältnisse sind zwar hoch, aber unter Berücksichtigung der aktuellen Position im Gewinnzyklus nicht extrem. Im Verhältnis zu festverzinslichen Anlagen liegen die Aktienbewertungen auf ihren historischen Durchschnittswerten oder etwas darunter. Das gilt insbesondere für die Eurozone und Japan.

 

Die relativ hohe Aktienrisikoprämie ist einer der Gründe, warum Japan unser bevorzugter Aktienmarkt ist. Zudem hat der Wahlsieg von Premierminister Abe die politische Unsicherheit erheblich verringert. Das sollte gewährleisten, dass Abenomics und die expansive Geldpolitik weitergeht. Wir mögen auch Aktien aus den Schwellenländern. Die Gewinnaussichten sind gut, die Bewertungen sind attraktiv und die meisten Schwellenländer erfahren Rückenwind durch günstige Finanzierungsbedingungen. Allerdings sind die sich wandelnden Erwartungen an die Fed und ein stärkerer Dollar in Kombination mit einer allgemein übergewichteten Positionierung die größten Risiken für Schwellenländeraktien. Zu guter Letzt bevorzugen wir die Eurozone aufgrund ihrer attraktiveren Bewertungen und der größeren Konjunkturempfindlichkeit gegenüber den USA.

 

Auf Branchenebene favorisieren wir ebenfalls eine zyklische Ausrichtung. Dies wird von drei Elementen unter-stützt: starken gesamtwirtschaftlichen Daten, höheren Anleiherenditen in Folge einer allmählichen Straffung der Geldpolitik und stabilen bis steigenden Rohstoffpreisen. Von letzteren profitieren natürlich der Energie- und Werkstoffsektor. Unsere bevorzugte Branche ist jedoch der Finanzsektor aufgrund seiner niedrigen Bewertungen, den guten Gewinnaussichten und seiner positiven Korrelation mit den Anleiherenditen. Da wir einen moderaten An-stieg der Anleiherenditen erwarten, sollten sich Finanzwerte besser entwickeln als Branchen, die bei der Suche nach Rendite beliebt sind, wie Versorger und Telekommunikation.“

 

Fixed Income

Auf den ersten Blick sieht der Ausblick für die Fixed Income Märkte eher problematisch aus. Die Normalisierung der Geldpolitik hat begonnen und infolgedessen steuern wir von einem Umfeld, das von der Suche nach Rendite geprägt war, auf ein Erholungsumfeld zu. Das stellt für Fixed Income Anlagen, die in den vergangenen Jahren enorm von den Zuflüssen Rendite suchender Anleger profitiert haben, eine Herausforderung dar.

 

Pieter Jansen, Senior Stratege Multi Asset bei NN Investment Partners: „Das Normalisierungstempo der Geldpolitik und der Anstieg der Anleiherenditen werden das Korrekturrisiko für Spread-Produkte wie (Hochzins-)

Unternehmensanleihen und Schwellenländeranleihen in hohem Maße bestimmen. Wir erwarten, dass sich diese Normalisierung und die Zinsen weiter graduell entwickeln. Dennoch ist das Risiko einer vorübergehenden moderaten Spread-Ausweitung aufgrund des geldpolitischen Richtungswechsels, der hohen Bewertungen und der schwachen Liquidität vorhanden. Eine starke Spread-Ausweitung findet üblicherweise nur in einem Risk-off-Umfeld statt und ist daher angesichts des positiven fundamentalen Ausblicks kaum zu erwarten.

 

Da das Tempo der geldpolitischen Anpassung stark von der Entwicklung der Wachstums- und Inflationszahlen abhängen wird, ist bei Fixed Income Anlagen ein dynamischer Investmentansatz sinnvoll. In einem weiterhin moderaten Wachstumsumfeld würde die Suche nach Rendite vermutlich andauern und damit auch die derzeitigen Zuflüsse in die meisten Spread-Produkte, obwohl das Potenzial für eine deutliche Spread-Verengung gering ist. In einem positiveren Wachstumsszenario mit steigenden Anleiherenditen könnten Anleger von risikoreicheren Papieren mit langer Laufzeit auf Anlagen, mit kurzer Laufzeit umschwenken und Spread-Kompensation bei riskanteren Vermögenswerten suchen. Eine geringe Korrelation mit US-Staatsanleihen, eine Ausrichtung auf Wachstum und flexibel verzinste Kupons sind in einem solchen Szenario bevorzugte Eigenschaften. Beispiele dafür sind Wandelan-leihen, Alternative Credit / Private Debt oder Schwellenländeranleihen.“

 

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