Emerging Markets stehen vor der weltweit größten Wachstumschance der nächsten Jahrzehnte. Experten sind sich sicher: Demografischer Wandel, die anhaltende Urbanisierung und eine, im Vergleich zu Industriestaaten, deutlich niedrige Staatsverschuldung sprechen für eine anhaltend positive Entwicklung. Doch was macht einen Emerging Market aus, wie sehen die Wachstumstreiber im Detail aus und wo liegen die Herausforderungen?
Wachstumstreiber
Staaten, die wirtschaftlich noch nicht in der ersten Liga spielen, sich jedoch sehr gut entwickeln und über einen längeren Zeitraum auch politisch stabil sind – so lautet die landläufige Definition von Emerging Markets. Prominenteste Beispiele sind die sogenannten BRIC-Staaten Brasilien, Russland, Indien und China. Diese Länder erweisen sich seit längerem als recht stabil und zeigen in den letzten Jahren ein äußerst hohes Wachstum. Ein wesentlicher Treiber ist die westliche Industrie, die zunehmend in diesen Ländern produziert und investiert. Dieser Effekt ist mittlerweile so stark, dass sich z.B. China den Ruf als Werkbank der Welt zugelegt hat. Insbesondere in den Großstädten wird diese Entwicklung deutlich. In kürzester Zeit entsteht hier eine Vielzahl neuer Jobs, verbunden mit zunehmend höheren Verdienstmöglichkeiten als es auf dem Land möglich ist. Dies führt dazu, dass die Bevölkerung verstärkt in die Stadt zieht, um am wirtschaftlichen Aufschwung zu partizipieren. Aktuell gibt es in China, Indien, Brasilien und Mexiko 717 Städte mit mehr als 500.000 Einwohnern – bis 2030 kommen 371 weitere Städte hinzu. Zum Vergleich: In den Industrieländern existieren derzeit lediglich 240 Zentren dieser Größenordnung. Eine rasant steigende Zahl an Mittelschicht-Haushalten ist somit ein wesentlicher Wachstumstreiber in den Emerging Markets. Pro Minute nimmt die Mittelschicht hier um 170 Personen zu. Allein in China steigen nach aktuellen Schätzungen 300 Millionen Menschen aufgrund der Demografie in den kommenden Jahrzehnten in den Mittelstand auf. Dies setzt enormes Potenzial frei: Bereits gegenwärtig leben in China und Indien jeweils über eine Milliarde Menschen, mehr als die Einwohner der EU und USA zusammengenommen. Durch den zunehmenden Wohlstand steigt auch deren Konsum weiter an, wodurch diese Staaten als Absatzmarkt für westliche Firmen weiter an Bedeutung gewinnen.
Neben der demografischen Entwicklung und der sich fortsetzenden Urbanisierung kommt den Emerging Markets eine deutlich reduzierte Staatsverschuldung zugute. Selbst in der jüngsten Finanzkrise hat sie sich nicht spürbar erhöht. In China und einer Reihe anderer Entwicklungsländer liegt sie nach wie vor unter 40 % des BIP. Viele westliche Industrienationen mussten hingegen zur Bekämpfung der Krise gigantische Konjunkturpakete schnüren – wodurch ihre Verschuldung ebenso wie das Risiko einer erneuten Krise deutlich gestiegen ist.
Herausforderungen
Allerdings zeigen sich auch die Märkte in den Schwellenländern nicht frei von Herausforderungen. Neben sozialen Ungleichgewichten und politischen Unsicherheiten bestehen diese insbesondere in der Inflation und Exportabhängigkeit. Durch die wirtschaftlichen Verflechtungen trafen Krisen in den Industrieländern in der Vergangenheit auch immer spürbar die Schwellenländer. So ging beispielsweise der Export von China im Jahr 2008/ 2009 deutlich zurück. Diese Abhängigkeit verringert sich jedoch zunehmend. Grund hierfür ist insbesondere die Zunahme des Handels der Emerging Markets untereinander und die demografisch bedingte Stärkung der Binnennachfrage. Neben der Exportorientierung spielt bei rasch wachsenden Industrienationen stets auch die Inflation eine wichtige Rolle. Als Folge der zunehmenden Industrialisierung erhöhen sich die Löhne und damit insgesamt die Produktionskosten. Hinzu kommen steigende Nahrungsmittel- und Rohstoffpreise, die zusätzlich inflationsfördernd wirken können. Gleichzeitig kann dies jedoch auch als Katalysator für die Automatisierung und Modernisierung der Wirtschaft in den Entwicklungsländern fungieren.
Zusammenfassend überwiegen die Chancen in den Emerging Markets deutlich die Risiken. Insbesondere die günstige demografische Entwicklung, eine sich fortsetzende Urbanisierung und die geringe Staatsverschuldung versprechen eine langfristig positive Entwicklung.
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