Die FAZ fällt über Angela Merkels Wirtschaftspolitik ein überraschend vernichtendes Urteil. Die Bürger würden von ihrer Kanzlerin im Stile einer Gouvernante erzogen und müssten dafür die Rechnung übernehmen.
Angela Merkel ist aus wirtschaftspolitischer Hinsicht keine gute Wahl für Deutschland – findet zumindest der Wirtschaftschef der FAZ, Rainer Hank. In einer ungewöhnlich deutlichen Analyse schreibt Hank, dass die wirtschaftspolitische Bilanz „vernichtend ausfallen muss“. Merkel habe von dem Leipziger Programm aus dem Jahr 2003 „bis heute nichts eingelöst“. Der „interventionistische Wohlfahrtsstaat“ wurde „teuer ausgebaut“: „Die Gerechtigkeitslücke, die das Finanzierungsproblem für die jüngere Generation reißt, wird verschwiegen.“ Hank: „Die Bürger werden von ihrer Kanzlerin im Stile einer Gouvernante erzogen und müssen dafür die Rechnung übernehmen.“ Im Hinblick auf den Atomausstieg urteilt Hank: „Aus der Atomkanzlerin war die Wendekanzlerin geworden.“ Die Kosten der Flüchtlingspolitik und der Euro-Krise werden Deutschland erheblich belasten: „Es zeigt sich bei Angela Merkel ein Zug zur anpasserischen Sprunghaftigkeit, verbunden mit einem Übereifer, der … die Bürger teuer zu stehen kommt.“
Angela Merkel habe nicht den relativ passable Lage der deutschen Wirtschaft herbeigeführt: Diese sei das Ergebnis des unterbewerteten (deutschen) Euro zu verdanken – und hätte der Regierung die Möglichkeit gegeben, die Wirtschaft wirklich anzukurbeln. Hank: „Dass Merkel noch nicht einmal diese günstige Ausgangslage für Reformen nutzt, ist der eigentliche Skandal. Als die ,fünf Weisen‘ dies kürzlich in aller Höflichkeit anzumerken wagten, konnten sie erfahren, wie es sich anfühlt, mit der Arroganz der Macht konfrontiert zu werden.“