Crash Kommunikation – Warum Piloten versagen und Manager Fehler machen

1977, Teneriffa, zwei vollbesetzte Flugzeuge rasen auf der Startbahn ineinander: 583 Tote. 1996, Puerto Plata, eine Maschine der Birginair stürzt knapp 5 Minuten nach dem Start in den Atlantischen Ozean: 189 Menschen sterben.

In der Geschichte der Luftfahrt gibt es zahlreiche grausame Flugzeugkatastrophen. Über drei Viertel aller Unfälle sind dabei auf „menschliches Versagen“ zurückzuführen, also nicht auf schlechtes Wetter, Materialprobleme oder andere äußere Einflüsse. Als eine Konsequenz des Unfalls auf Teneriffa entstand eine neue Wissenschaft: „CRM“, Crew Resource Management. CRM geht der Frage nach, warum Flugzeuge abstürzen, obwohl es keine technischen Fehlfunktionen gibt. Die Schlüsselfrage lautet also: Welches sind die „menschlichen“ Faktoren, die solche katastrophalen Konsequenzen nach sich ziehen? Und was hat das mit Management zu tun? Eine Menge….

 

Wie Luftfahrt und Geschäftsleben zusammenhängen

„Menschliches Versagen“ – diese Formel kennen wir alle aus den Abendnachrichten. Meist schwingt bei Unglücken mit vielen Toten, vom schweren Verkehrsunfall bis zum Störfall im Atomkraftwerk, immer eine Schuldzuweisung mit: Jemand trägt die Verantwortung für das Geschehen, weil er sich falsch verhalten hat. Die Frage nach den Gründen für einen „Crash“ lassen sich beinahe eins zu eins auf das Geschäftsleben übertragen. Als Führungskraft konnte ich oft genug erleben, wie kleine Kommunikationspannen sich im Unternehmen zu großen Problemen hochschaukelten. Als Berufspilot habe ich zahlreiche Crash-Beispiele analysiert und das Crew Resource Management selbst durchlaufen. Und als Trainer und Managementcoach bekomme ich nahezu täglich bestätigt, dass auch Unternehmen nur selten aufgrund dramatischer Einflüsse von außen in Schieflage geraten: Verantwortlich für den Crash sind fast immer Kommunikationspannen im Unternehmenscockpit. Dabei ist systematische Crash-Prävention im Unternehmen ebenso möglich wie in der Luftfahrt. In „normalen“ Wirtschaftsunternehmen spielt der menschliche Faktor bislang erstaunlicherweise keine Rolle. Dabei können Tunnelblick, Fehlentscheidungen und Handlungsunfähigkeit im Management ebenfalls „lebensbedrohliche“ Folgen für ein Unternehmen haben – und schlicht in die Insolvenz führen.

Maschine im Sinkflug und keiner merkt´s – oder: Wenn man das Wesentliche aus den Augen verliert.


„Hey, was ist denn hier los?“ Das waren die letzten Worte des Kapitäns. Drei Sekunden später schlug die Maschine auf der Wasseroberfläche der Everglades auf, der Pilot und mit ihm über 100 der 163 Bordinsassen starben. Wie es dazu kam? Ein Flugzeug fährt im Landeanflug das Fahrwerk aus. Eigentlich sollten dann drei grüne Lichter aufleuchten, eines für jedes der drei Fahrwerksbeine. Es leuchten aber nur zwei. Die Maschine startet durch und geht in eine Warteschleife. Ab jetzt beschäftigt sich die gesamte Besatzung nur noch mit dem nicht brennenden Lämpchen. Kapitän, Kopilot und Bordingenieur sind so auf ihr Problem fokussiert, dass sie nicht mitbekommen, wie ihr Flieger in einen gemächlichen Sinkflug übergeht. Erst kurz vor dem Crash fällt der Besatzung auf, dass etwas nicht stimmt. Eine defekte Kontrollleuchte hat sie von allen anderen Funktionen und Systemen des Flugzeugs abgelenkt – auch davon, dass der Autopilot versehentlich abgeschaltet war.




Zielloses Reagieren statt planvollem Handeln: Zwei Unternehmensbeispiele

Beispiel 1: Ein mittelständisches Wäschereiunternehmen kriselt vor sich hin, es steht kurz vor der Pleite. Hier zeigt sich, dass „Nebenkriegsschauplätze“ gerade in unruhigen Zeiten oft verführerisch sind, denn der neue Vorstand verpasst dem angeschlagenen Unternehmen erst einmal ein neues Logo, einen neuen Werbeauftritt und eine teure Produktbroschüre. Über Monate ist er so mit der neuen Unternehmensoptik beschäftigt, dass für das akute Problem – zu wenig Absatz  – kaum noch Zeit bleibt. Am Ende hat man zwar eine schicke neue „Corporate Identity“, doch das Unternehmen ist pleite.

Beispiel 2: In einem Unternehmen, das Haushaltsgeräte produziert, wurde ausführlich darüber debattiert, ob beim neuen Staubsaugermodell der Knopf zum An- und Ausschalten besser schwarz oder silbern wäre. Zudem wurde ein wahres Produktsammelsurium zusammengekauft, um stetig sinkende Absätze zu bekämpfen – vom Staubsauger über Grills und Heizgeräte bis zum Kaminofen. Was fehlte, war eine klare Positionierung am Markt und eine eindeutige strategische Ausrichtung. Statt zu erkennen, dass der bisherige Aktionismus geradewegs in die Insolvenz führen würde, verzettelte man sich in Details wie dem zitierten Staubsaugerknopf. Die Vertriebsmannschaft verzweifelte schon längst an der unübersichtlichen Produktpalette, die besten Mitarbeiter verließen das Unternehmen. Der Rest der Mannschaft war so sehr damit beschäftigt, permanente Zukäufe zu integrieren, Prozesse zu vereinheitlichen, das laufende Geschäft abzuwickeln, dass niemand mehr den Kopf dafür frei hatte, nach dem Sinn all dieser Aktivitäten zu fragen.

Der schwierige Blick auf das Wesentliche

Erkennen Sie die Parallelen zum Flugzeugabsturz in Florida? In allen drei Fällen flüchtet man sich in die Details. Menschen unter Druck stürzen sich gerne auf vertraute „Lieblingsaufgaben“, sie übersehen Gefahren, sie halten starr am einmal eingeschlagenen Weg fest und blenden Alternativen aus. Ergebnis sind hektische Reaktionen statt planvoller Aktionen. Daher hier Ihre

In den meisten Unternehmen wird es für Verantwortungsträger immer schwieriger, das Wesentliche im Blick zu behalten. Im Arbeitsalltag vieler Menschen gibt es von allem zu viel: zu viele Mails, zu viele Anrufe, zu viele Meetings, zu viel Arbeit sowieso. Nur von einem gibt es definitiv zu wenig: Zeit, um die richtigen Prioritäten zu setzen. Man wird förmlich von Kleinigkeiten aufgefressen und schiebt die eigentlich wichtigen Aufgaben vor sich her. Wer es hier nicht schafft, „das Flugzeug auf Kurs zu bekommen“,  läuft Gefahr, irgendwann hochzuschrecken wie der Lockheed-Pilot und erst kurz vor dem Crash mit einem „Hey, was ist denn hier los?!“ den Ernst der Lage zu erkennen – nur ist es dann meist schon zu spät. Daher hier Ihre

So funktioniert die professionelle Steuerung Ihres Unternehmens

Umsichtige Planung, um das Unternehmen sicher auf Kurs zu halten und hektischen Aktionismus in schwierigen Zeiten zu vermeiden: Das sollte Ihr Ziel sein. Und darum geht es auch im Cockpit. Ein Pilot, der seine Maschine sicher zum Zielflughafen bringen will, muss sich in jeder Sekunde über die aktuelle Situation des Flugzeugs im Klaren sein. Dem Unternehmen geht es genauso: Nur wer zuverlässig weiß, wo er gerade steht, hat die Situation wirklich unter Kontrolle. Dazu sollte das Piloten- bzw. Managergehirn immer 5 Minuten voraus sein. Auch wenn scheinbar alles normal läuft, ist Wachheit gefragt. So ist man auf Überraschungen gefasst und läuft nicht Gefahr, „hektische und überstürzte Lenkimpulse“ zu tätigen. Ein guter Pilot und ein guter Unternehmer zeichnen sich außerdem durch klare Entscheidungen aus. Dazu gehört, regelmäßig Ballast abzuwerfen und nach unsinnigen, zeitraubenden Prozessen zu fahnden. So verschaffen Sie sich Luft für mehr Übersicht und Konzentration auf das Wesentliche. Hier weitere

Buchtipp

PETER KLAUS BRANDL
Crash-Kommunikation

Warum Piloten versagen und Manager Fehler machen

232 Seiten, gebunden
ISBN: 978-3-86936-055-3
€ 24,90 (D) / € 25,60 (A) / sFr 42,90

Wie kommt es trotz höchster Sicherheitsvorkehrungen immer wieder zu katastrophalen Flugzeugunglücken? Ebenso gut kann man fragen: Wie ist es möglich, dass eine Bank 320 Millionen an eine insolvente US-Bank verschenkt? Crash-Kommunikation zieht verblüffende Parallelen zwischen Luftfahrt und Unternehmen und zeigt, dass der Faktor „menschliches Versagen“ einer fatalen Logik folgt.

Der Band bietet einen originellen und hoch aktuellen Zugriff auf grundlegende Fragen der Führung und der Kommunikation. Eine spannende Lektüre, die Managern und Führungskräften zeigt, wann im „Unternehmenscockpit“ die Warnlämpchen angehen sollten.

Autoreninfo

Peter Klaus Brandl ist Managementcoach und Berufspilot. Seit 1993 berät und trainiert er Unternehmen in den Bereichen Kommunikation, Verhandlungstechniken und Konfliktmanagement. Zu seinen Kunden zählen Commerzbank AG, Credit Suisse AG, Logica Deutschland, Fresenius Medical Care u.a.

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