von
Peter Sengelmann
Senior Portfolio Manager, Emerging Market & Asian Debt – Local Currency and Local Bonds bei NN Investment Partners, Singapur
Rodrigu Duterte: „Und ich sage: Lasst uns jede Woche fünf Verbrecher hängen, um sie aus dem Wege zu räumen!“
Derartige Ausbrüche sind wir momentan vor allem von Donald Trump zum Thema „illegale Einwanderer“ und „Terroristen“ gewohnt. Mit seiner einfältigen Weltsicht ist der voraussichtliche Präsidentschaftskandidat der Republikaner allerdings nicht allein.
Auf der anderen Seite des Pazifiks befinden sich die Philippinen ebenfalls im Wahlkampf: Die Präsidentschaftswahlen sollen hier am 9. Mai 2016 stattfinden. Und auch hier stellen sich einige schillernde Persönlichkeiten zur Wahl, die es in puncto verbaler Entgleisungen durchaus mit den Kandidaten der amerikanischen Vorwahlen aufnehmen können.
Das obige Zitat stammt vom Präsidentschaftskandidaten Rodrigo Duterte, seines Zeichens Bürgermeister von Davao City. Seine kontroversen Ideen zur Kriminalitätsbekämpfung haben ihm den Spitznamen Dirty Harry eingebracht. Wie Trump versteht er es, seine abstrusen Vorstellungen publikumswirksam in Schlagworte zu verdichten. So befürwortet er öffentlich den Einsatz von Todesschwadronen, um mutmaßliche Straftäter ohne viel Federlesens zu exekutieren. Unter anderem hat er die Hinrichtung von 100.000 Kriminellen in Aussicht gestellt, falls er gewählt werden sollte.
Auch Senatorin Grace Poe rechnet sich Chancen aus, in das höchste Amt auf den Philippinen gewählt zu werden. Ihre Popularität ist aber weniger ihr eigener Verdienst, sondern beruht vielmehr darauf, dass sie die Adoptivtochter eines beliebten, mittlerweile verstorbenen Schauspielers ist, der sich einstmals auch um das Präsidentenamt bewarb. Trotz ihrer eher begrenzten Regierungserfahrung ist sie bei der breiten Masse beliebt und daher Spitzenreiterin im Rennen um das Amt. Im Rennen ist auch Vizepräsident Jejomar Binay, der während seiner Amtszeit als Bürgermeister von Makati unter Korruptionsverdacht stand. Last but not least bewirbt sich auch Innenminister Mar Roxas II um das höchste Amt im Staat. Er gilt als unbescholtener Kandidat und genießt die Unterstützung des amtierenden Präsidenten Aquino. Doch als Angehöriger der Oberklasse mag ihm der Sinn dafür fehlen, was das einfache Volk bewegt.
In jedem Fall wird der neue Präsident vom Amtsinhaber Benigno Aquino III eine gute geführte Regierung übernehmen. Während seiner sechsjährigen Amtszeit ist es Aquino gelungen, das Wirtschaftswachstum mit Zuwachsraten von durchschnittlich sechs Prozent zu steigern, die Korruption zu verringern und die Rechenschaftspflicht der Regierung zu erhöhen. Der Erfolg seiner Politik zeigt sich u. a. daran, dass philippinische Staatsanleihen von allen drei großen Rating-Agenturen als Investment-Grade eingestuft werden. Damit übertreffen die Philippinen jetzt Indonesien, das zuvor ein besseres Rating genoss.
Trotz der Unterschiede bei Parteizugehörigkeit, Erfahrungshintergrund und Herkunft haben alle Kandidaten den Willen bekundet, die Wirtschaftspolitik Aquinos fortzusetzen. Um sich voneinander abzugrenzen, fokussieren ihre Kampagnen auf unterschiedliche Themen, wie beispielsweise ausländische Direktinvestitionen, Armutsbekämpfung oder Kriminalität.
Eine Fortsetzung der Wirtschaftspolitik Aquinos ist daher wahrscheinlich, egal, welcher Kandidat gewinnt. Doch Führungswechsel sind auch immer mit Risiken verbunden. Die Tatsache, dass weder Poe noch Roxas bisher Regierungsverantwortung getragen haben, mag sich als problematisch erweisen. Größere Sorgen bereitet allerdings die negative
Wahrnehmung von Anwärtern wie Binay und Duterte. Korruptionsvorwürfe sowie der Ruch von Menschenrechtsverletzungen stellen ihre Qualifikation für das höchste Amt infrage.
Als Anleger, der in philippinische Werte investiert, erwarte ich die Wahlen insofern mit einer gewissen Beklommenheit. Im Vorfeld könnten Lokalanleihen unter Druck geraten, wenn Investoren sich das Für und Wider einer neuen Regierung durch die Köpfe gehen lassen. Im Hinblick auf die Bewertungen, die zurzeit deutlich überzogen sind, könnte das sogar von Vorteil sein. So emittierten die Philippinen erst kürzlich eine 25-jährige auf USD lautende Anleihe mit einer Verzinsung von 3,7 Prozent. Dabei handelte es sich um die bisher niedrigste Verzinsung einer auf den Philippinen angelegten US-Dollar-Anleihe. Doch mit Aussicht auf eine anhaltende Verbesserung der Rahmendaten sollte man derartige Preisanpassungen als günstige Kaufgelegenheiten betrachten