Sind kurzfristige Investitionen besonders riskant, oder reduziert die ständige Kontrolle das Risiko vielmehr? Ist Buy & Hold noch zeitgemäß, oder werden Investoren mit langem Atem auch in Zukunft belohnt? Eine Gegenüberstellung der Vor- und Nachteile kurz- bzw. langfristiger Investitionen ohne zwingendes Fazit.
Was sind die Vorteile kurzfristiger Investitionen?
Daytrader und Positionstrader verbleiben nur wenige Minuten bis hin zu einen Monaten im Markt. Der Ablauf eines Trades ist dabei ausgesprochen detailliert geplant. Ein – wahlweise manuell oder automatisiert umgesetztes – Handelssystem liefert Ein- und Ausstiegssignale und definiert zugleich die Risikobegrenzung für jede einzelne Transaktion.
Ein kurzfristiger Zeithorizont eröffnet mehrere Vorteile, die Buy & Hold-Investoren verwehrt bleiben. Dazu zählt erstens die Möglichkeit, sowohl auf steigende als auch auf fallende Kurse zu spekulieren und damit unabhängig von der Marktlage Gewinne zu erzielen. Dafür muss nicht einmal auf die relativ umständlichen Leerverkäufe zurückgegriffen werden – Zertifikate, Optionsscheine und CFDs sind für fast jeden größeren Basiswert erhältlich.
Zweitens können kurzfristig orientierte Anleger gezielt auf besonders aussichtsreiche Marktsituationen warten – etwa den Bruch einer großen Formation oder eines signifikanten Trends. Drittens ermöglichen einige kurzfristige Handelsstrategien eine Outperformance gegenüber der breiten Entwicklung des Gesamtmarktes, die als Benchmark für langfristige Anlagen betrachtet werden kann.
Was sind die Nachteile kurzfristiger Investitionen?
Handelsstrategien mit kurzfristigem Zeithorizont sind mit einer größeren Zahl Transaktionen verbunden, wodurch die Transaktionskosten steigen. Die führt vor allem bei relativ geringen durchschnittlichen Ordergrößen zu Einbußen bei der Performance.
Der zeitliche Anlagehorizont allein entscheidet nicht grundsätzlich über das Risiko, das Trader eingehen. Viele kurzfristige Anlagestrategien sehen allerdings den Einsatz von Finanzhebeln vor – sei es über das Margin-Prinzip im CFD- und Futures-Handel, durch Lombardkredite im Aktienhandel oder die Finanzierungsschwellen von Hebelzertifikaten. Gehebelte Investments eröffnen hohe Gewinnpotenziale, sind aber mit einem ebenso großen Verlustrisiko verbunden.
Der zeitliche Aufwand kurzfristiger Strategien ist in der Praxis fast immer größer als bei langfristigen Ansätzen. Daran haben auch automatisierte Handelssysteme, mobiler Zugriff auf Depots etc. nichts geändert. Für Anleger mit geringem Interesse und/oder Zeitbudget ist das ein Schwachpunkt.
Was sind die Vorteile langfristiger Investitionen?
Langfristige Investitionen sind mit geringen Transaktionskosten und minimalem Zeitaufwand verbunden. Buy & Hold hat sich in den letzten ca. 100 Jahren als ertragreiche Strategie erwiesen. Das Deutsche Aktieninstitut hat die Renditen für den deutschen Aktienmarkt untersucht. Das Fazit: Egal ob in den 1960er, den 70er, den 80er oder den 90er Jahren Aktien gekauft wurden: Zum Jahresende 2013 ergab sich eine durchschnittliche jährliche Rendite von zumeist mehr als 6 %. Schlechter schnitten nur Anleger mit einem Einstiegszeitpunkt um die Jahrtausendwende herum ab.
Was sind die Nachteile langfristiger Investitionen?
Ein früherer Vorteil langfristiger Investitionen existiert nicht mehr: Die Abgeltungssteuer auf Kapitalerträge fällt mittlerweile unabhängig von der Haltefrist an, die frühere Steuerfreiheit für Aktiengewinne nach mehr als einem Jahr Haltedauer wurde abgeschafft.
Der größte Nachteil langfristiger Investitionen: Anleger müssen mitunter sehr lange auf eine positive Kursentwicklung warten. Wird ganz auf eine Verlustbegrenzung verzichtet, kann ein falscher Einstiegszeitpunkt zudem fatale Folgen haben: Wer am Ende einer Hausse kauft, gelangt womöglich erst nach 10-15 Jahren wieder in die Gewinnzone. Bei den optisch sehr ansprechenden historischen Aktienrenditen ist zudem deren nominaler Charakter zu berücksichtigen.