Ein starkes viertes Quartal, Belebung am Arbeitsmarkt und zuversichtliche Stimmungsindikatoren: Die Zeichen in den USA stehen aktuell gut. Doch die globale Konjunkturverlangsamung wird in den kommenden Monaten auch hier ihre Spuren hinterlassen. Die W&W Asset Management GmbH, Teil des Stuttgarter Vorsorge-Spezialisten Wüstenrot & Württembergische (W&W), erwartet für die US-Wirtschaft deshalb eine robuste, aber nicht dynamische Entwicklung – gestützt vor allem auf positive Impulse des privaten Konsums.
Vorläufigen Daten zufolge erzielte die US-Wirtschaft im vierten Quartal mit einem Wachstum von drei Prozent im Jahresvergleich den deutlichsten Zuwachs seit dem zweiten Jahresviertel 2010. „Ein maßgeblicher Faktor für diesen Anstieg: Viele Unternehmen versuchten, noch von den zum Jahresende 2011 auslaufenden Sonderregelungen bei Abschreibungen zu profitieren, und zogen Investitionen vor“, berichtet Ortansa Becker, Kapitalmarktanalystin der W&W Asset Management über die Hintergründe. „Für den weiteren Jahresverlauf sind vom Außenhandelsgeschäft angesichts einer globalen Konjunkturverlangsamung kaum noch positive Impulse zu erwarten, so dass die Wirtschaftsaktivität vor allem vom privaten Konsum abhängen wird.“ Dieser entwickelte sich zwar in den vergangenen Monaten nicht dynamisch, aber robust. Doch insgesamt dürfte der private Verbrauch nach Einschätzung der Expertin nicht so schnell zu seiner alten Stärke zurückfinden, denn vor allem die nur allmähliche Erholung am Arbeitsmarkt wirkt sich nach wie vor belastend aus. Immerhin kommen aus diesem Bereich aktuell gute Nachrichten: So fiel die Arbeitslosenrate im Januar auf das niedrigste Niveau seit Januar 2009. Sehr zuversichtlich für eine zunehmende Dynamik in diesem Sektor zeigt sich Becker allerdings nicht: „Aus unserer Sicht ist vielmehr eine lediglich moderate Belebung am US-Arbeitsmarkt zu erwarten, die im Einklang mit einer robusten, aber wenig dynamischen Wirtschaftsentwicklung steht.“ Unterstützt wird diese Einschätzung durch die meisten Stimmungsindikatoren.
Inflation: Langfristig geringe Inflationsrisiken
Der Anstieg der US-Verbraucherpreise verlangsamte sich im Januar, während die Kernrate der Inflation weiter anstieg. Zurückzuführen ist dies vor allem, wie bereits in den Vormonaten, auf die anziehenden Mietpreise. „Mit Blick auf die ausbleibende Belebung beim Erwerb von Immobilien wird sich dieser Trend zunächst fortsetzen. Kurzfristig könnte zudem der Anstieg des Ölpreises für anziehende Verbraucherpreise sorgen“, lautet die Prognose von Ortansa Becker. Auf lange Sicht werde jedoch eine nur moderate Konjunkturentwicklung die Inflationsrisiken bremsen.
Geldpolitik und Rentenmarkt: Historisch niedriges Niveau bei langfristigen Zinsen
Die expansive geldpolitische Haltung der US-Notenbank trug zu einem anhaltend niedrigen Zinsniveau bei: So schwankte die Rendite zweijähriger US-Staatsanleihen im Januar und Februar innerhalb einer Bandbreite von 0,2 bis 0,3 Prozent, die Rendite zehnjähriger Anleihen bewegte sich eng um die Marke von zwei Prozent. „Auch in den kommenden Wochen wird im Umfeld der verhaltenen Konjunkturperspektiven die Attraktivität von US-Staatsanleihen als sicherer Anlagehafen für historisch niedrige langfristige Zinsen sorgen“, so Ortansa Becker von der W&W Asset Management.
Aktienmarkt: Anfang 2012 brachte deutliche Kursgewinne
Eine zuversichtliche Stimmung unter den Anlegern – ausgelöst unter anderem durch positive Konjunkturvorgaben – verliehen dem US-Aktienindex Aufwind. In den ersten zwei Monaten des Jahres wies der S&P 500 einen Kursgewinn von 8,6 Prozent aus. Aktuell nähert er sich dem höchsten Stand seit 2008. „Sollte die positive Stimmung anhalten, hätte der US-Aktienindex charttechnisch noch ein Kursanstiegspotenzial bis auf rund 1.570 Punkte. Angesichts der unverändert herrschenden Unsicherheit, insbesondere die EWU-Verschuldungskrise betreffend, rechnen wir jedoch in den kommenden Wochen zwischenzeitlich mit einer Gegenbewegung“, schätzt die Expertin die Lage ein. Vor allem Nachrichten aus Europa, etwa zu anstehenden Wahlen in Griechenland und Frankreich, dürften erneut zu größeren Kursschwankungen führen.