Das weltweit tätige Investmenthaus Standard Life Investments (SLI) geht davon aus, dass der Unternehmenssektor nur dann in der Lage sein wird, einen Aufschwung im kommenden Jahr zu unterstützen, wenn Politiker rasch die vielfältige Unsicherheit beseitigen, die sie selbst erzeugt haben. Dies ist die Kernaussage des aktuellen Investmentberichtes „Global Perspectives“. In diesem Bericht analysiert die Investmentgesellschaft das zu erwartende Gleichgewicht zwischen Anreizen und Sparmaßnahmen, mit dem die politisch Verantwortlichen versuchen, die öffentliche Verschuldung herunterzufahren und zugleich ihre Volkswirtschaften wachsen zu lassen.
„Die politischen Risiken bestehen zum einen in einem Mangel an Lösungen für die Staats- und Bankenverschuldung in der Eurozone. Zum anderen liegen sie in der Unsicherheit über den Ausgang bevorstehender Wahlen bzw. Machtwechsel in wichtigen Staaten wie den USA, Frankreich und China“, erklärt Andrew Milligan, Leiter der globalen Strategie von Standard Life Investments. „Eine Rezession im Jahr 2012 ist immer noch vermeidbar. Das gelingt jedoch nur, wenn Politiker schnell die Unsicherheit beseitigen, die aktuell Investments, Ausgaben und Neueinstellungen behindern.“
„Wir können nicht vorhersehen, wie sich die Politik vor dem Hintergrund wachsender sozialer Spannungen in verschiedenen Ländern entwickeln wird. Wir vermuten jedoch, dass die europäische Wirtschaftsunion erhalten bleibt und kein Land sie verlassen wird, weil die Kosten für einen solchen Austritt einfach zu groß wären.“ Dennoch seien die politischen Hindernisse für Transfers, etwa in Form von Eurobonds, sehr hoch. „Der europäische Rettungsfonds EFSF, der Internationale Währungsfonds und die Europäische Zentralbank haben kein Patentrezept für die Lösung der Probleme in der Eurozone“, so Milligan weiter, „sie sollten aber zumindest in der Lage sein, die Finanzierung für Staaten und Banken offen zu halten – selbst wenn das angesichts des tatsächlich benötigten Betrags nur eine begrenzte Erleichterung ist und die moralischen Bedenken dagegen wachsen.“
„Unser ,House View‘ ist im gesamten Verlauf des Jahres 2011 vorsichtig geblieben. Wir haben vor allem Anlagen bevorzugt, die laufende Erträge liefern. Im Wesentlichen haben wir nach Erträgen gesucht, die aus dem Unternehmenssektor kommen. Dabei haben wir Unternehmensanleihen, Immobilien und einzelne ausgewählte Aktienmärkte bevorzugt. Wir sehen geringen Anlass, diese Einstellung im kommenden Jahr zu ändern, sofern es nicht zu einer beträchtlichen Rezession kommt.“
Im Kern erwarte Standard Life Investments, dass es auch in nächster Zeit in Europa zu kleineren und größeren Krisen kommen werde, so Milligan. „Unsere Portfolios sind nur wenig oder neutral in den meisten europäischen Anlageklassen und kaum im Euro engagiert. Denn wir gehen davon aus, dass sich andere Märkte unter diesen Umständen besser entwickeln werden. Da das weltweite Wirtschaftswachstum schwach bleibt, müssen die Zentralbanken die Zinsen weiter niedrig halten. Ergänzend dazu könnten weitere Aufkäufe von Staatsanleihen (Quantitative Easing) eine flachere Zinskurve in vielen Ländern unterstützen und die Anleihemärkte stärken, auch wenn diese derzeit bereits sehr hoch bewertet sind. Zusätzlich werden einige ausgesuchte Schwellenländer ihre Währungspolitik weiter lockern“, betont Milligan abschließend.