Harald Scheerer, ehemaliger ZDF-Moderator und Rhetorikspezialist, wurde durch die WDR-Fernsehserie „Reden müsste man können“ bekannt. Er war als Professor für Absatzwirtschaft, Rhetorik und Führungsverhalten tätig und versteht es in hervorragender Weise, seine langjährigen Erfahrungen und sein Wissen spannend und hilfreich zu vermitteln.
Interview mit Harald Scheerer zu seinem Buch „Reden müsste man können“
Wenn wir ein Ziel erreichen wollen, müssen wir kommunizieren. Worin sehen Sie die Grundlage für eine erfolgreiche Kommunikation?
Da Menschen dazu neigen, eine Botschaft aus äußeren Gründen einfach abzulehnen, spielen neben dem Inhalt einer Botschaft für erfolgreiche Kommunikation auch noch andere Faktoren eine Rolle.
Das Benehmen des Sprechers, die Art, wie er der Inhalt seiner Botschaft formuliert, oder seine Art zu sprechen können dem Zuhörer missfallen. Der Trick ist, diese Störfaktoren auszuschalten und den Kommunikationspartner zum wohlwollenden Zuhörer zu machen. Denn nur, wenn Sie den Partner dazu bewegen können, können Sie später Ihre inhaltliche Botschaft auch transportieren.
Zuhören ist also das wichtigste Kommunikationsziel?
Das eigentliche Ziel ist natürlich, unsere Gesprächspartner und Zuhörer dazu zu bringen, den Gesprächsinhalt zu verstehen und eventuell sogar zu akzeptieren. Aber dieses Ziel muss sich dem unterordnen, das Ohr des Partners zu gewinnen. Rede, Präsentation, Vortrag, Referat sind ja nur verschiedene Namen für dieselbe Sache. Es sind Instrumente, mit denen Kommunikationspartner beeinflusst werden. Mit jedem dieser Werkzeuge müssen Sie zunächst nur ein einziges Ziel erreichen: Ihre Zuhörer zum Zuhören bringen. Erst wenn Sie das geschafft haben, können die Inhalte der Reden und Verhandlungen ins Bewusstsein der Hörer eindringen, erst dann können sie die inhaltliche Botschaft verstehen. Und erst wenn sie verstanden haben, können sie innerlich dazu Stellung nehmen und den Inhalt bejahen.
Und wie gehen Sie da konkret vor?
Ich verhalte mich in der Kommunikation partnerfreundlich. Partnerfreundliches Verhalten bedeutet, zu signalisieren „Ich nehme Dich ernst und respektiere Dich und Dein Recht auf eine eigene Meinung“.
Sie schalten mögliche Störfaktoren am besten aus, indem Sie Verletzungen des Kommunikationspartners unbedingt vermeiden. Greifen Sie ihn als Person niemals an oder machen Sie seine Meinung nicht schlecht, sondern lassen Sie sie gelten. Auch, wenn Sie anderer Meinung sind. Vertreten Sie Ihre Meinung und Ihre Argumente sachlich. So kommunizieren Sie erfolgreich, weil der Partner offen für Ihre Botschaft bleibt.
Haben Sie auch konkrete Tipps für ein Beratungs- oder Verkaufsgespräch?
Die Grundlage jedes Verhandlungserfolges ist folgende: Je angenehmer der Partner mich empfindet, desto mehr Vertrauen bringt er mir entgegen; für je kompetenter er mich hält, je positiver ich auf ihn wirke, desto eher ist er geneigt, mir zuzuhören. Wenn dann das Produkt gut ist und meine Argumente glaubhaft sind, dann besteht die Chance des Erfolgs. Mit anderen Worten: Meine persönliche Wirkung ist zunächst wichtiger als Produkt und Argumente.
Wie kann man wirkungsvoll gegen Schüchternheit oder Redeangst bei Präsentationen angehen?
In erster Linie durch sorgfältige Vorbereitung. Schließen Sie alle im Vorfeld vermeidbaren Risiken so weit wie möglich aus. Dazu gehört, dass Sie sich – etwa bei einer Präsentation – sowohl auf der fachlichen Ebene als auch auf das Publikum und die Location inklusive der Technik sorgfältig vorbereiten. Schwer kalkulierbaren Risiken wie Zwischenrufen oder Blackouts können Sie durch entsprechende Taktik begegnen. Zwischenfragen beantworten Sie kurz oder vertagen die Beantwortung auf die nachfolgende Diskussion. Ein Blackout kaschieren Sie am besten durch eine eingeschobene Zusammenfassung des bisher Gesagten.
HARALD SCHEERER
Reden müsste man können
Wie Sie durch Ihr Sprechen gewinnen
Völlig überarbeitete 10. Auflage
167 Seiten, gebunden
ISBN: 978-3-86936-058-4
€ 24,90 (D) / € 25,60 (A) / sFr 42,90
GABAL Verlag, Offenbach 2010
Ob Vortrag im Job, Unterrichtsgespräch in der Schule oder Unterhaltung im privaten Umfeld: Seine Zuhörer begeistern und einen bleibenden Eindruck hinterlassen ist das Ziel eines jeden Redners.
In der Umsetzung hapert es aber oft gewaltig. Das Buch „Reden müsste man können“ von Harald Scheerer vermittelt Ihnen, wie Sie so sprechen, dass andere gern zuhören. Die völlig überarbeitete Neuauflage des Bestsellers auf Grundlage der gleichnamigen WDR-Fernsehsendung legt erstmals den Fokus auf den bewussten Umgang mit der Macht des Wortes.
„Reden müsste man können“ besticht durch den hohen Praxisbezug und den großen Erfahrungsschatz des Autors. Schnörkellos und witzig richtet sich dieser „Rhetorikkurs für Jedermann“ an alle, die ihre Sprache verbessern und kommunikative Ziele im Privaten und im Beruf künftig leichter erreichen wollen. Damit ist das Buch ein unverzichtbarer Ratgeber für Menschen, die mit Worten Macht und Einfluss ausüben: Führungskräfte, Lehrer, Redner und Eltern.